USA

Trump lässt sich wieder von 20.000 Fans feiern

Der frühere US-Präsident Donald Trump bastelt an seinem Comeback: Erstmals nach dem Ende seiner Amtszeit hat er wieder eine Großkundgebung abgehalten. Am Mittwoch will er die Grenze zu Mexiko besuchen.

Wellington. Donald Trump ist zurück: Unter dem Motto „Safe America“ hielt der frühere US-Präsident erstmals seit seinem Amtsrücktritt im Jänner wieder eine Großkundgebung ab. Der Republikaner trat Samstagabend in Wellington (Ohio) vor Tausende Anhänger – und sprach wieder einmal von Betrug bei der US-Präsidentschaftswahl.

Seinem Nachfolger, Joe Biden, warf er vor, „unsere Nation vor unseren Augen zu zerstören“. Die Polizei bezifferte die Zahl der Teilnehmer an der Kundgebung auf rund 20.000. Viele von ihnen trugen T-Shirts und Baseball-Kappen mit Aufschriften wie „Make America Great Again“ (Amerika wieder groß machen) oder „Trump 2024“. Bis heute hat Trump seine Wahlniederlage im Jänner nicht eingeräumt.

Doch eine große Frage blieb auch diesmal offen: Trump hat wiederholt mit einer Präsidentschaftskandidatur 2024 geflirtet, bisher aber nur Andeutungen gemacht. Trotz der Rufe seiner Anhänger in Wellington nach „vier weiteren Jahren Trump“ äußerte sich der Republikaner nicht eindeutig zu seinen politischen Zukunftsplänen. Er sagte aber, die Republikaner würden bei den Kongresswahlen 2022 die „radikal-linken Demokraten“ besiegen und die Mehrheit in Repräsentantenhaus und Senat zurückerobern. 2024 dann solle das Weiße Haus zurückerobert werden. Bidens Regierung sei eine „totale Katastrophe“.

„Toughe“ und „smarte“ Angela Merkel

Auch seine Vorwürfe gegenüber Deutschland wiederholte Trump. Deutschland zahle Russland „Milliarden Dollar“ für die Ostsee-Pipeline Nord-Stream 2, lasse sich aber zugleich von den USA vor Russland schützen. Er möge Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), „aber sie ist tough und sie ist smart, und sie nutzt die USA aus“.

Der nach der Kapitol-Erstürmung vom 6. Jänner auch in den eigenen Reihen in die Kritik geratene Ex-Präsident genießt immer noch große Unterstützung bei der konservativen Basis der Republikaner. Zudem festigt er seine Macht, indem er loyale Parteifreunde unterstützt und Kritiker offen attackiert. In Wellington stellte Trump sich hinter seinen früheren Berater Max Miller, der bei den Vorwahlen der Republikaner für die Kongresswahlen 2022 in einem Wahlkreis in Ohio den Abgeordneten Anthony Gonzalez herausfordert. Gonzalez war einer von nur zehn konservativen Abgeordneten, die nach der Kapitol-Erstürmung für ein Amtsenthebungsverfahren gestimmt hatten.

Der nach der Kapitol-Erstürmung von Online-Plattformen verbannte frühere Präsident hat seit dem Ende seiner Amtszeit zwei größere Reden gehalten, im Februar bei der Konservativen-Konferenz CPAC in Orlando im Bundesstaat Florida und Anfang Juni bei einem Treffen seiner Republikaner im Bundesstaat North Carolina.

Nun hielt er erstmals wieder eine Großkundgebung wie bei den Wahlkämpfen in den Jahren 2016 und 2020 ab. Es soll der Auftakt einer ganzen Reihe solcher Veranstaltungen sein.

Am kommenden Mittwoch wird Trump zudem mit dem texanischen Gouverneur, Greg Abbott, die Grenze zu Mexiko besuchen. Ein harter Kurs in der Einwanderungspolitik war eines der Markenzeichen von Trumps Präsidentschaft. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.06.2021)

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