Die ÖBB erwarten immer höhere Verluste bei der Rail Cargo Austria. Mittlerweile geht ÖBB-Chef Kern nur davon aus, dass sich der "Einser vor dem dreistelligen Minus wohl ausgeht".
Die Verluste der ÖBB-Tochter Rail Cargo Austria (RCA) werden heuer höher ausfallen als bisher angenommen, sagte ÖBB-Chef Christian Kern in Interviews mit "Salzburger Nachrichten" und "WirtschaftsBlatt". Bisher war ein Abgang von 124 Millionen Euro vorhergesagt worden, im "WirtschaftsBlatt" sagt Kern nun "ein Einser vor dem dreistelligen Minus wird sich aber wohl ausgehen". Gewinne dürfte die RCA erst 2014 schreiben.
Die Ungarn-Tochter Rail Cargo Hungaria (RCH, früher MAV Cargo) dürfte heuer einen Verlust von 33 Millionen Euro erwirtschaften, so Kern. Sollte die ungarische Regierung an den angekündigten Gebührenerhöhungen festhalten, könnte der Verlust noch höher ausfallen. Kern sieht die geplante Kündigung von 460 Mitarbeitern in Ungarn als "alternativlos" und als "ersten Schritt". Wie viele Jobs letztlich wegfallen, sei noch offen.
Hausdurchsuchungen wegen MAV Cargo
Im Zusammenhang mit dem Kauf der MAV Cargo Ende 2008 hat es am Montag Hausdurchsuchungen bei drei damaligen ÖBB-Managern gegeben, die Korruptionsstaatsanwaltschaft hat inzwischen ein Verfahren wegen Bestechung und Verdacht der Untreue gegen zwei Manager und "unbekannt" eingeleitet. Ermittelt wird wegen des Verdachts auf Schmiergeldzahlung an eine ungarische Beratungsagentur.
650 Millionen Euro Kapital weg
Die RCA habe 650 Millionen Euro an Kapital verbraucht, wegen eines "Mixes von Abwertungen und Verlusten", so Kern im. Wertminderungen, im Wesentlichen für Güterwagen und Logistikcenter, hätten 2008 60 Millionen Euro und 2009 5,2 Millionen Euro ausgemacht. Bei der Produktion GmbH hätten Triebwagenabwertungen 108,5 Millionen Euro ausgemacht. Insgesamt würden viele Güterverkehrsleistungen nur einen Kostendeckungsgrad von 30 Prozent ausmachen, was Kern als "Subvention von Industrie und Speditionen" bezeichnet.
54 Millionen Euro operativ in Österreich verloren
In Österreich habe der Güterverkehr in den ersten sieben Monaten des Jahres operativ 54 Mio. Euro Verlust gemacht, so Kern. Die RCA will mehr in gewinnbringende Segmente wie Spezialchemie, Stahl oder Rohstoffe umsteigen, so sollen bis 2015 Einsparungen von 60 bis 65 Millionen Euro möglich sein.
Die ÖBB verdienten "de facto" nur auf der Westbahnstrecke, so Kern. Die ÖBB stehen vor einer Restrukturierung, "wir werden bestimmte Verkehre nicht mehr anbieten und eine Debatte über die Nebenbahnen haben", so der Unternehmenschef.
(Ag.)