Beisetzung

Haitis ermordeter Präsident soll am 23. Juli bestattet werden

Mann trägt ein Bild von Jovenel Moïse
Mann trägt ein Bild von Jovenel Moïse (c) Reuters
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Während international die Furcht vor weiterem Chaos im krisengeplagten Haiti wächst, kehrt Ex-Präsident Jean-Bertrand Aristide in den Karibikstaat zurück.

Der vor zehn Tagen ermordete haitianische Präsident Jovenel Moïse soll am kommenden Freitag bestattet werden. Das Staatsbegräbnis werde in Cap-Haitien stattfinden, sagte Interims-Regierungschef Claude Joseph am Freitag. Während international die Furcht vor weiterem Chaos im krisengeplagten Haiti wächst, kehrte am Freitag Ex-Präsident Jean-Bertrand Aristide in den Karibikstaat zurück. Der erste demokratisch gewählte Präsident Haitis war wegen Covid-19 in Kuba behandelt worden.

Moïses Witwe Martine, die bei dem Attentat auf ihren Mann verletzt und zur Behandlung nach Miami ausgeflogen worden war, werde vor der Beerdigung nach Haiti zurückkehren, kündigte Joseph an. Der Ministerpräsident äußerte sich auch zum Stand der Ermittlungen zu dem Attentat. So hätten 24 Polizisten, die an Moïses Sicherheitsteam angedockt gewesen seien, Vorladungen für Befragungen erhalten, sagte er.

Hunderten heißen Ex-Staatschef Aristide willkommen

Von Hunderten Anhängern begrüßt wurde am Freitag unterdessen der aus Kuba nach Haiti zurückgekehrte Ex-Staatschef Aristide. Der 68-jährige Vorsitzende der Partei Fanmi Lavalas ist in Haiti eine umstrittene Persönlichkeit. Der frühere Priester war 1990 nach einer demokratischen Wahl erstmals an die Macht gekommen und nur wenige Monate später durch einen Putsch gestürzt worden. In der Folge ging Aristide zunächst ins Exil. 1994 wurde er mit Hilfe einer US-Intervention erneut als Präsident eingesetzt.

Im Jahr 2001 wurde Aristide erneut zum Präsidenten gewählt. Drei Jahre später legte er das Amt auf Druck von Demonstranten und der USA nieder. Seit 2011 lebte Aristide wieder dauerhaft in Haiti. Bevor er sich zur medizinischen Behandlung nach Kuba begeben hatte, hatte Moïse seinem Amtsvorgänger eine "schnelle Genesung" gewünscht.

Moïse war in der Nacht in seinem Haus in Port-au-Prince erschossen worden. Nach Polizeiangaben war ein Mordkommando aus "26 Kolumbianern und zwei US-Bürgern haitianischer Herkunft" an dem Attentat beteiligt.

Mehr als 20 Menschen wurden festgenommen, darunter auch zwei Männer, welche die haitianische Polizei für die Drahtzieher des Attentats hält. Bei einem von ihnen handelt es sich um Christian Emmanuel Sanon, der aus Haiti stammt und seinen Wohnsitz im US-Bundesstaat Florida hat. Sanon bezeichnet sich selbst als "Arzt". Nach haitianischen Polizeiangaben soll er das Attentat aus "politischen Motiven" geplant haben.

Furcht vor Instabilität und Armut

Kolumbiens Polizeichef Jorge Vargas sagte unterdessen am Freitag, der frühere haitianische Ministerialbeamte Joseph Felix Badio habe zwei kolumbianischen Söldnern den Auftrag gegeben, Moïse zu töten. Ursprünglich seien Mitgliedern des Kommandos beauftragt worden, Moïse festzunehmen.

International löste das Attentat die Befürchtung aus, dass der von extremer Instabilität und Armut heimgesuchte Karibikstaat vollends ins Chaos abrutschen könnte. Die haitianische Regierung hatte nach dem Anschlag an die USA und die UNO appelliert, zur Stabilisierung des Landes Truppen zu entsenden. US-Präsident Joe Biden bekräftigte am Donnerstag indes, ein US-Militäreinsatz in Haiti stehe "in diesem Moment" nicht auf seiner Agenda.

(APA/AFP)

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