Der angeblich 16-jährige afghanische Beschuldigte ist möglicherweise 20.
Wien. Bei den Ermittlungen zum Fall der getöteten 13-jährigen Leonie aus Tulln (Niederösterreich) steht nun laut einem Gutachten fest, dass die festgenommenen Tatverdächtigen volljährig sind. Dies bestätigte am Freitag die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, Nina Bussek. Ein vorgeblich 16-jähriger Afghanistan-Flüchtling sei demnach zur Tatzeit, Ende Juni, „mindestens 18, möglicherweise 20 Jahre alt“ gewesen.
Er werde jedenfalls nicht mehr als Jugendlicher, sondern nach dem Jugendgerichtsgesetz (JGG) als junger Erwachsener (Personen im Alter zwischen 18 und 21, Anm.) geführt, erläuterte die Behördensprecherin. Gegen den jungen Mann wird ebenso wie gegen zwei inhaftierte Landsmänner im Alter von 18 und 23 sowie einen flüchtigen 22-jährigen Afghanen wegen Vergewaltigung mit Todesfolge ermittelt.
Der Strafrahmen für dieses Verbrechen sieht für junge Erwachsene bis zu 20 Jahre, für Erwachsene zehn bis 20 Jahre oder lebenslange Haft vor.
Bei dem vorgeblich 16-Jährigen sowie dem 18-Jährigen hatte die Staatsanwaltschaft Altersfeststellungsgutachten einholen lassen. Beim 18-Jährigen, der an der Wohnadresse gemeldet war, an der die 13-Jährige eine Überdosis Ecstasy verabreicht bekommen haben soll und dann mehrfach sexuell missbraucht worden sein soll, fand der Gutachter keine Zweifel an dessen Altersangaben. Demgegenüber kam der Sachverständige eben beim angeblich jüngsten Verdächtigen zum Schluss, „dass er definitiv kein Jugendlicher ist“, wie Bussek ergänzte. Nach dem flüchtigen vierten Verdächtigen wird gefahndet. (m. s./APA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2021)