Mit einer stark erhöhten Gewinnprognose und neuen Plänen verblüfft der europäische Flugzeugbauer nicht nur seinen Erzrivalen Boeing, sondern auch die Anleger.
Der europäische Flugzeugbauer Airbus erholt sich schnell von der Corona-Krise in der Luftfahrt. Der französisch-deutsche Konzern erwartet für heuer mit vier Milliarden Euro operativ doppelt so viel Gewinn wie bisher. Nach sechs Monaten stehen vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten (Ebit bereinigt) bereits 2,7 Mrd. Euro zu Buche, wie Airbus am Donnerstag in Toulouse mitteilte.
Vor einem Jahr hatte der Konzern aufgrund des fast brachliegenden Luftverkehrs noch fast eine Milliarde Euro Verlust geschrieben. Der Umsatz schnellte im ersten Halbjahr nun um 30 Prozent auf 24,6 Mrd. Euro, im zweiten Quartal ging es sogar um 70 Prozent nach oben. Unterm Strich steht ein Nettogewinn von 2,23 (2020: minus 1,92) Mrd. Euro. Die Quartalszahlen übertrafen die Erwartungen der Analysten klar. Die Aktie sprang zwischenzeitlich um über fünf Prozent auf ein 17-Monats-Hoch.
Im ersten Halbjahr hätten sich die Sparmaßnahmen ausgezahlt, sagte Vorstandschef Guillaume Faury. Airbus ist dabei, rund 15.000 Stellen zu streichen.
Angriff auf Boeing
Nun will Airbus die Dominanz des US-Erzrivalen Boeing im Frachtgeschäft brechen. Der Aufsichtsrat habe grünes Licht für die Entwicklung einer Fracht-Version des Airbus A350 gegeben, so Faury. „Wir reagieren damit auf den Kundenwunsch nach mehr Konkurrenz und Effizienz in diesem Marktsegment.“ Boeing-Chef Dave Calhoun hatte vorgestern über eine Frachtversion des Langstrecken-Jets 777X geredet, die es „hoffentlich in naher Zukunft“ geben werde.
Airbus schraubte gestern auch die Erwartung für die Auslieferungen hoch. Bis Jahresende sollen 600 Verkehrsflugzeuge an die Kunden übergeben werden; bisher war das Vorjahresniveau von 566 Maschinen das Ziel. Reuters hatte aus Branchenkreisen erfahren, dass Airbus mit finanziell klammen Fluggesellschaften Wege erarbeitet hat, diesen die Bilanzierung neuer Maschinen zu erleichtern.
Übrigens erweitert auch der vor dem Aus gerettete Ferienflieger Condor die Flotte mit 16 A330neo-Langstreckenmaschinen – sieben kommen direkt von Airbus, neun werden geleast.
(Reuters/est)