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Wenn Coronaskepsis regiert

Reuters
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Vor allem in Texas und Florida steigen die Infektionen dramatisch, dort wehren sich die republikanischen Gouverneure gegen Auflagen.

USA. Politische Überzeugung bestimmt auch in den USA das Verhalten gegenüber dem Coronavirus: Jede dritte Infektion wird derzeit aus nur zwei Bundesstaaten gemeldet. Es ist kein Zufall, dass diese von den Republikanern regiert werden: Florida und Texas. Obwohl sich dort in Spitälern Intensivstationen füllen, wehren sich die Gouverneure gegen Einschränkungen wie Maskenpflicht und bekämpfen Schritte in Richtung Impfpflicht.

Die von der Delta-Variante angeheizte Coronawelle hat Florida fest im Griff: Jeder vierte Patient, der in den USA derzeit wegen einer Infektion mit dem Virus stationär behandelt wird, liegt in einem Spital in dem US-Staat – obwohl in Florida nur sieben Prozent der US-Bevölkerung leben. Fast jeder fünfte Coronatest fällt positiv aus. Im Schnitt meldet der US-Staat mit seinen 21 Millionen Einwohnern 18.000 Neuinfektionen pro Tag, so viele wie auf dem Höhepunkt der Pandemie im Jänner, als fast niemand geimpft war.

Floridas Gouverneur Ron DeSantis lehnt trotzdem neue Corona-Auflagen ab. Als die Gesundheitsbehörde CDC jüngst erklärte, Schulkinder sollten wegen der Delta-Variante erneut Masken tragen, sagte er: „Kinder zu zwingen, eine Maske zu tragen, ist schlechte Politik.“ Diese Entscheidung müsse den Eltern überlassen werden. Die Politik des demokratischen US-Präsidenten Joe Biden würde zu einem „biomedizinischen Sicherheitsstaat führen“. Auf Twitter verbreitete er die Aussage eines Psychiaters, der sagte: „Kindern Masken aufzuzwingen ist Kindesmissbrauch.“

„Individuelle Verantwortung“

Auch Texas mit knapp 30 Millionen Einwohnern bereitet der Zentralregierung in Washington Sorge: Die Zahl der Neuinfektionen stieg dort zuletzt rasant an und liegt nun durchschnittlich bei rund 11.000 pro Tag. Doch Gouverneur Greg Abbott unterschrieb vergangene Woche eine neue Verfügung, um Coronabeschränkungen und eine Maskenpflicht zu verhindern. „Wir müssen uns auf die individuelle Verantwortung stützen, nicht auf Gebote der Regierung.“ Impfungen würden in Texas immer freiwillig bleiben, betonte Abbott. (APA/DPA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.08.2021)

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