Der Wahlkampf nimmt die nächste Wendung: Die SPD holt unter Olaf Scholz auf. Sechs Wochen vor dem Urnengang ist völlig offen, wer Europas größte Volkswirtschaft in die Post-Merkel-Ära führt.
„Hier kommt der nächste Kanzler.“ Und dann betritt Olaf Scholz die SPD-Bühne in Bochum in Nordrhein-Westfalen (NRW). Vor ein paar Monaten hätte die Ansage für Gelächter gesorgt. Scholz? Kanzler? Man muss sich ja nur die jüngere Geschichte von NRW ansehen, um zu erkennen, in welcher existenziellen Krise die SPD steckt. In der „Herzkammer der Sozialdemokratie“ regieren seit 2017 CDU und FDP. Die Europawahl 2019 endete für die SPD auch in NRW in einem Desaster. Nicht einmal in Bochum, der eigentlich tiefroten Stahlstadt im Ruhrpott, landeten die Sozialdemokraten auf Platz eins.
„Hier kommt der nächste Kanzler“: Die Ankündigung beim Auftakt der heißen Wahlkampfphase in Bochum amüsiert trotzdem niemanden. Schon gar nicht die Konkurrenz. Das Momentum wechselt schnell in diesem seltsamen Wahlkampf, der um Plagiate, falsche Lacher und fehlerhafte Lebensläufe kreist. Aber zurzeit hat es Scholz. Er ist der Mann der Stunde. Weil er sich anders als Armin Laschet (CDU) und Annalena Baerbock (Grüne) noch keinen Patzer geleistet hat.