Umwelt

Pandemie rettet Österreichs Klimaziele

Leere Autobahnen. Die Kontaktbeschränkungen reduzierten die CO2-Emissionen im Verkehr deutlich.
Leere Autobahnen. Die Kontaktbeschränkungen reduzierten die CO2-Emissionen im Verkehr deutlich. dpa
  • Drucken

Der Zusammenbruch von Verkehr und Wirtschaft senkte die heimischen Treibhausgasemissionen im Coronajahr 2020 um 7,7 Prozent. Damit schafft das Land seine Klimaziele bis 2020 in letzter Sekunde. Doch heuer wird der CO2-Ausstoß wieder steigen.

Die pandemiebedingte Atempause für das Klima ist amtlich: Im Vorjahr sanken die Treibhausgasemissionen in Österreich um 7,7 Prozent beziehungsweise 6,2 Millionen CO2-Äquivalent, schätzt das Umweltbundesamt. In Summe emittierte das Land damit 73,7 Millionen Tonnen der klimaschädlichen Gase. In den Bereichen, die nicht dem Europäischen Emissionshandel unterliegen, sank der Treibhausgasausstoß auf 46,6 Mio. Tonnen CO2. Damit wird die Höchstmenge für 2020 um 1,2 Mio. Tonnen unterschritten und auch das Ziel für die gesamte Periode 2013 bis 2020 gerade noch erreicht. 

In den Jahren zuvor kletterten die Emissionen des Landes auf knapp 80 Millionen CO2-Äquivalent und lagen damit nahe am Ausgangswert von 1990. Während die EU-Länder seit dem Zusammenbruch des Kommunismus im Schnitt in Viertel ihrer Emissionen einsparen konnten, veränderte sich in Österreich in den letzten 30 Jahren unter dem Strich de facto nichts.

Die plötzliche Kehrtwende 2020 ist allerdings nicht der heimischen Klimapolitik geschuldet, sondern dem kompletten Zusammenbruch von Wirtschaft und Verkehr während des Lockdown-Jahres 2020. So sank auch die Wirtschaftsleistung im Vorjahr um 6,3 Prozent. „Die Corona-Pandemie hat sich drastisch auf viele Wirtschafts- und Lebensbereiche ausgewirkt und damit auch zu einer Reduktion der Treibhausgas-Emissionen geführt,“ erklärt Günther Lichtblau, Klimaexperte des Umweltbundesamts. Für eine langfristige Trendwende sei das aber zu wenig. 

„Der Corona-Effekt wird verpuffen“

Im Energiesektor machte sich zwar die Stilllegung des letzten Kohlekraftwerks in Mellach mit einem Minus von 800.000 Tonnen CO2 bemerkbar. Mit Abstand am größten war der Rückgang der Treibhausgase aber im Verkehr, immer verantwortlich für mehr als ein Viertel der gesamten Treibhausgase. Das große Sorgenkind der heimischen Klimapolitik konnte seinen CO2-Ausstoß aufgrund der weitreichenden Kontaktbeschränkungen und dem Einbruch des Warenverkehrs um 14,3 reduzieren. „Der Corona-Effekt wird verpuffen“, warnt Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) und wirbt neuerlich für den Ausbau der Öffentlichen Verkehrsmittel und das kürzlich vorgestellte Klimaticket. 

Dass der Rückgang der CO2-Emissionen im Jahr 2020 nicht von Dauer sein wird, zeigt sich auf globaler Ebene bereits heute: Seit Ende 2020 - spätestens aber mit dem Aufleben der Wirtschaft im Frühling 2021 - verzeichnen Forscher einen steilen Anstieg der Treibhausgase. Die Internationale Energieagentur (IEA) schlug erst kürzlich Alarm: Das heurige Jahr könnte den zweitgrößten Anstieg an CO2-Emissionen in der Geschichte bringen, warnte die Agentur. Alleine im Energiesektor (weltweit verantwortlich für drei Viertel der Emissionen) dürfte der Treibhausgas-Ausstoß um 1,5 Milliarden Tonnen ansteigen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.