Gesundheit

Rigoroses Rom: Die Impfpflicht an Schulen wurde schon 2017 eingeführt

Rom denkt über eine Ausweitung der Impfpflicht nach
Rom denkt über eine Ausweitung der Impfpflicht nachREUTERS
  • Drucken

Seit Mai müssen Ärzte und das medizinische Personal gegen Corona geimpft sein. Südtirol ist - wieder einmal - ein Sorgenkind.

In Italien waren es die Masern, lang vor Covid-19: Im Jahr 2017 entschied sich die damalige Regierung, eine Impfpflicht für Kinder einzuführen. Null- bis 16-Jährige müssen seitdem zehn Impfungen vorweisen. Tun sie es nicht, drohen vor allem für die ganz Jungen harte Konsequenzen: Sie dürfen Kinderkrippen oder Kindergärten nicht mehr betreten. Schulpflichtige dürfen zwar in den Unterricht – werden aber angehalten, die Immunisierung nachzuholen. Eltern drohen bis zu 500 Euro Strafe.

Bei der Einführung gab es heftige Proteste. Im vergleichsweise impfskeptischen Südtirol kündigten Familien sogar an, in Österreich um Asyl anzusuchen. Umgesetzt wurden diese Pläne aber offenbar nicht: Laut Statistik des österreichischen Innenministeriums gab es seit 2017 nur vier Asylanträge aus Italien. Zahlen, wie viele Kinder im neuen Schuljahr trotz Pflicht nicht geimpft sind, gibt es übrigens derzeit (noch) nicht.

Südtirol: Knapp 30 Prozent der Lehrer ungeimpft

Die Sicherheit an den Schulen beunruhigt die Regierung auch heute, während der Coronakrise. Und wieder fällt Südtirol als eines der Sorgenkinder auf: In der autonomen Provinz Bozen beginnt der Unterricht schon kommenden Montag. Noch in der Vorwoche waren 28,3 Prozent der Lehrer ungeimpft. Falls sie nicht genesen sind, müssen sie alle zwei Tage einen Test vorweisen. Andernfalls werden sie suspendiert. Vor allem die deutschsprachige Bevölkerung sei impfskeptisch, heißt es im Büro von Landeshauptmann Arno Kompatscher (Südtiroler Volkspartei). Das habe kulturelle Gründe.

Italien schließt eine Impfpflicht für Lehrer landesweit zumindest nicht aus – sollte die Impfquote nicht steigen, könnte sie sogar für die Gesamtbevölkerung eingeführt werden. In Gesundheitsberufen gilt die Impfpflicht bereits: Das italienische Parlament beschloss am 25. Mai, dass Ärzte und medizinisches Personal immunisiert sein müssen. Wer keine Impfung vorweist, wird entweder versetzt – oder suspendiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2021)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

ITALY-HEALTH-VIRUS-VACCINE ART
Corona

Impfpflicht breitet sich international aus

Österreich hinkt mittlerweile beim Impffortschritt vielen EU-Partnern hinterher. Italien überlegt trotz besserer Zahlen die Einführung einer sektoralen Impfpflicht und ist damit nicht allein.
Analyse

Wie Italien und Frankreich Geimpfte bevorzugen

Die Regierungen in Rom und Paris machen Impfgegnern das Leben zunehmend schwerer. Die Strategie geht auf, wie ein Blick auf die Statistiken zeigt.
Business people working at their desks with screen partition in between them.
Arbeitsrecht und Covid

Kann der Chef die Impfpflicht anordnen?

Wie weit gehen in dieser Pandemie die Schutzpflichten des Arbeitgebers, und darf er Impfverweigerern sogar kündigen? Das ist unklar, die Verunsicherung ist groß.
Impfungen im Wiener Stephansdom wurden beispielsweise gut angenommen
Corona

Die unterschätzten Ortskaiser: Pusher und Bremser beim Impfen

Während manche Orte fast vollständig immunisiert sind, stagniert in anderen die Impfbereitschaft bei gerade einmal einem Drittel. Woran liegt das?

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.