1000 Tankstellen ohne Sprit: Streik legt Frankreich lahm

French striking truck drivers demonstrate on a motorway near Fresnes-les-Montauban
French striking truck drivers demonstrate on a motorway near Fresnes-les-Montauban(c) Reuters (Pascal Rossignol)
  • Drucken

Geschlossene Ölraffinerien, Zugausfälle und die "Operation Schnecke" von protestierenden Lkw-Fahrern: Frankreich versinkt immer tiefer im Streik-Chaos.

Die Streiks und Blockaden gegen die Pensionsreform in Frankreich legen das Land zunehmend lahm. Mehr als 1000 Tankstellen ging landesweit der Treibstoff aus, wie der Kraftstoff-Importverband UIP am Montag mitteilte.

"Von den 4000 Tankstellen der großen Handelsketten, die 60 Prozent des Treibstoffs in Frankreich verkaufen, sind etwa 1500 bei einem Treibstoff-Produkt ohne Nachschub oder vollkommen trockengelegt", sagte ein UIP-Vertreter der Nachrichtenagentur AFP. Im Westen des Landes sei die Lage schlechter als im Norden. Der Verband UIP versorgt für große Supermarkt-Ketten wie Carrefour mehr als 4000 der insgesamt 12.500 Tankstellen in Frankreich.

"Operation Schnecke" gestartet

Die Raffinerien des Landes wurden am Montag weiter bestreikt und Öl-Depots blockiert. Dabei beteiligten sich erstmals auch Lkw-Fahrer massiv an den Blockadeaktionen. Auf mehreren Autobahnen starteten sie zudem eine "Operation Schnecke", wobei mehrere Lastwagen zum Beispiel zwei von drei Spuren blockierten. Davon war am Montag unter anderem die Autobahn in der Nähe des nordfranzösischen Lille betroffen.

Darüber hinaus gab es erneut landesweit Streiks bei der Staatsbahn SNCF und in Hunderten Schulen durch Jugendliche. In Toulouse im Südwesten des Landes versperrten Demonstranten den Zugang zu einem Busdepot. Krawalle gab es vor einem blockierten Pariser Schulzentrum. Jugendliche Demonstranten beschädigten mehrere Autos, bevor die Polizei sie vertrieb.

Regierung droht: "Lassen die Blockaden notfalls auflösen"

Die Regierung hatte angekündigt, eine Blockade der Wirtschaft des gesamten Landes nicht hinzunehmen. Innenminister Brice Hortefeux hatte gesagt: "Wir werden die Blockaden von (Treibstoff-) Depots notfalls auflösen lassen." Die Polizei hatte bereits in der vergangenen Woche ohne Zwischenfälle einzelne Blockaden vor Öl-Lagern aufgelöst; einige wurden danach wieder errichtet.

Gesetz am Mittwoch im Senat

Am Dienstag wird mit weiteren Massenprotesten im ganzen Land gerechnet, bevor sich der Senat am Mittwoch abschließend mit Sarkozys Pensionsreform-Gesetz beschäftigen will. Bei einer Verabschiedung des Entwurfs könnte Sarkozy das Gesetz schon am Freitag unterzeichnen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Striking employees sit next to a fire, as they block the main entrance of a waste incineration plant,
Außenpolitik

Frankreich: Streik kostet täglich hunderte Millionen Euro

Flüge gestrichen, Treibstoff-Mangel: Die Grande Nation leidet weiter unter den Massenprotesten gegen die Pensionsreform. Der Gesamtschaden geht bereits in die Milliarden.
Frankreich Senat stimmt Pensionsreform
Außenpolitik

Frankreich: Pensionsreform auf der Zielgerade

Die umstrittene Pensionsreform passiert im Senat eine wichtige Hürde. Die Streiks werden unterdessen fortgesetzt.
Außenpolitik

Frankreich: Die Republik, die über ihre Verhältnisse lebt

Die Gewerkschaften denken nicht daran, den Widerstand gegen Präsident Sarkozys Pensionsreform aufzugeben. Denn das System der "sozialen Sicherheit" gilt in Frankreich als "heilig".
THEMENBILD: PRESSESPIEGEL NACH NATIONALRATSWAHLEN
Außenpolitik

Pressestimmen: "Revolutionäre Flamme lodert"

Die Massenproteste in Frankreich gegen die Pensionsreform sorgen weltweit für Schlagzeilen. Die Zeitungskommentatoren stellen sich tendenziell hinter das Reformpaket der Regierung.
Frankreich Loest Pensionsdebatte neue
Außenpolitik

Frankreich: Bringt Pensionsdebatte neue Jugendrevolte?

Fünf Jahre nach den Krawallen in den Vorstädten gibt es wieder Randale: Hinter den gewalttätigen Protesten gegen die Pensionsreform steckt mehr als die Ablehnung eines Gesetzes.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.