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EZB stresst Banken wegen des Klimas

Die Zentrale der Europäischen Zentralbank (EZB) im Abendlicht.
Die Zentrale der Europäischen Zentralbank (EZB) im Abendlicht.imago images/Hannelore Förster
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Die Kreditinstitute müssen zeigen, ob und wie sie auf Umweltrisken vorbereitet sind.

Die Europäische Zentralbank erhöht informierten Kreisen zufolge den Druck auf die Kreditinstitute, sich auf die anstehenden Klimastresstests im nächsten Jahr vorzubereiten. Diese sollen zeigen, wie anfällig die Branche für finanzielle Risken ist, die sich aus dem Klimawandel ergeben.

Anfang des Jahres hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde bereits ihren Unmut über die unzureichenden Bemühungen der Finanzbranche zur Bewältigung der Klimarisken geäußert. Nun sollen die Banken Daten darüber vorlegen, wie ihre Bilanzen bis zum Jahr 2050 aussehen könnten. Das geht aus vertraulichen Dokumenten hervor, die die EZB den Banken zugeschickt hat, wie es aus informierten Kreisen heißt. Die EZB interessiert sich auch dafür, wie sich CO2-Risken auf die Gewinne der Kreditinstitute auswirken.
Angesichts der zentralen Rolle von Banken bei der Finanzierung der Wirtschaft will die europäische Politik die Kreditgeber zu einem Hebel im Kampf gegen den Klimawandel machen. In den Klimazielen von Paris wurde die Finanzbranche zudem explizit als wichtiger Akteur für die Umleitung von Geldströmen in die „richtige Richtung“ genannt.

Hohe Risken für Banken

Wenn Banken mit CO2-intensiven Kreditbüchern höhere Kapitalanforderungen drohen, könnte dies etwa ihre Dividendenkapazität schmälern, womit das Thema auch für Bankaktionäre relevant wird. Die Methodologie für den Stresstest könnte noch bis Oktober vorgelegt werden, wie es heißt. Die Institute sollten demnach Prognosen erstellen, die zeigen, wie sich ihre Portfolios über Zeiträume von zehn, 20 und 30 Jahren entwickeln könnten. Ein EZB-Sprecher lehnte eine Stellungnahme ab.

Die EZB hat bereits angekündigt, dass sich ihr Stresstest im kommenden Jahr um das Klimarisiko der Banken drehen wird. Das Ergebnis kann auch in die Bewertungen einfließen, mit denen die Kapitalanforderungen der einzelnen Banken bestimmt werden. Die Zentralbank mit Sitz in Frankfurt hat deutlich gemacht, dass sie nach und nach Klimarisken gleichrangig mit anderen wirtschaftlichen Risken in die Anforderungen einfließen lassen wird.
Im Juli hatte die Notenbank befunden, dass kaum eine Bank in der Eurozone angemessen auf die Risken des Klimawandels vorbereitet sei. EZB-Direktorin Isabel Schnabel hatte erst im August in einem Interview gesagt: „Erste Analysen zeigen, dass bisher kein einziges Institut die Anforderungen vollständig erfüllt.“

Ein breiter angelegter Klimatest der EZB hat die Anfälligkeit bereits deutlich gemacht. In den Kreditportfolios der Euroraum-Banken, die am stärksten durch Klimarisken gefährdet sind, könnte die durchschnittliche Ausfallwahrscheinlichkeit bis 2050 um 30 Prozent steigen, so die vorläufigen Ergebnisse des gesamtwirtschaftlichen Stresstests der EZB. Der Test umfasst nach früheren Angaben etwa vier Millionen Unternehmen weltweit und rund 2000 Banken.

Wenn Aktionäre flüchten

Das explosive Potenzial von Nachhaltigkeitsstandards für die Finanzbranche wurde erst kürzlich offenkundig, als Investoren aus der Aktie der Fondstochter der Deutschen Bank, der DWS, flüchteten. Die Gesellschaft war nach Greenwashing-Vorwürfen ins Visier der US-amerikanischen und deutschen Aufsicht geraten. Die DWS beteuert zwar, nichts Falsches getan zu haben, doch der Vorfall machte deutlich, was der Finanzbranche droht, wenn sie ESG-Standards unterschätzt. (Bloomberg/red.)

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