Front gegen „Verländerung“ der Lehrer wächst

(c) Michaela Bruckberger
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Landesschulratschefs warnen: Dezentralisierung bringe nichts. Die Landeschefs fordern sie trotzdem. Länder, die in OECD-Vergleichen gut abschneiden hätten zentralisierte Bildungssysteme.

Das hat den Landeschefs noch gefehlt: Einen Tag, bevor sie bei Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) eine „Verländerung“ der Lehrer erreichen wollen, schlugen am Montag drei Kenner Alarm. Eine Dezentralisierung des heimischen Schulwesens bringe nichts. Länder, die in OECD-Vergleichen gut abschneiden – ob Kanada oder Australien –, hätten zentralisierte Bildungssysteme. Österreich solle seine Bildungslandschaft nicht noch stärker aufsplitten, nur um die Länder zufriedenzustellen, warnten am Montag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz Salzburgs Landesschulratspräsident Herbert Gimpl (SPÖ), der steirische Ex-LSR-Präsident Bernd Schilcher und Akademikerbund-Präsident Andreas Schnider (beide ÖVP).

Alle drei drängen auf die Schulgesetzgebung und die Durchführung beim Bund, auf „Bildungsdirektionen“ – statt der Bezirks- und Landesschulräte – als „verlängerten Arm“ des Bundes in den Ländern sowie auf mehr Autonomie der Schulen. Das deponierten die drei einen Tag, bevor heute, Dienstag, die Verhandlungen über das Thema weitergehen. Dabei wollen die Landeschefs unter Vorsitz Erwin Prölls (ÖVP) bei Schmied durchsetzen, dass künftig AHS- und BHS-Lehrer von den Ländern eingesetzt werden. Der Bund solle aber weiter für sie zahlen. Die Länder sollten auch selbst entscheiden, ob sie Gesamt- oder Ganztagsschulen haben.

Schmied blockt aber gegen die LH-Pläne, denn bei einer „Verländerung“ würden neun verschiedene Schulsysteme drohen. Auch SPÖ-Klub und Opposition warnen. Die ÖVP steht offenbar hinter den Landeshauptleuten, für eine „Verländerung“ bräuchte es aber eine Zweidrittelmehrheit im Parlament. Die ÖVP dürfte damit scheitern.

Die Gefahr laut Gimpl, Schilcher und Schnider: „Kleinster gemeinsamer Nenner“ in der Schulreformdiskussion könnte sein, nichts zu ändern. Der Status quo wäre aber „das Schlimmste“, sagen sie. Vor allem mehr Autonomie der Schulen sei notwendig: aufgewertete Direktoren mit Managerfunktion.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2010)

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