Parlamentswahl

Auch in Norwegen könnte die Ära einer "Landesmutter" enden

Erna Solberg (vorne) und ihr politischer Herausforderer Jonas Gahr Støre
Erna Solberg (vorne) und ihr politischer Herausforderer Jonas Gahr StøreREUTERS (NTB)
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In Norwegen könnte die Ära der konservativen Ministerpräsidentin Erna Solberg zu Ende gehen - obwohl sie sich in den letzten Jahren ein Landesmutter-Image aufbauen konnte. Umfragen deuten auf einen Sieg der Sozialdemokraten.

Während die deutsche Kanzlerin nach 16 Jahren an der Macht in Berlin nach der Bundestagswahl Ende September aus eigenen Stücken abtritt, könnte 800 Kilometer weiter nördlich in Oslo die Ära Solberg durch einen Wahlerfolg der Mitte-Links-Parteien nach acht Jahren ein Ende finden. Denn das siegesgewisse Lächeln und das Victory-Zeichen, mit dem Solberg auf einem Flyer ihrer konservativen Partei Høyre dargestellt wird, können nicht über die Meinungsumfragen hinwegtäuschen: Obwohl die Solberg-Regierung mit Mitte-Rechts-Ausrichtung ihr Land vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gebracht und auch sonst kaum Fehler gemacht hat, spricht bei der Parlamentswahl am Montag alles für einen Regierungswechsel.

Solberg peilt bei der Parlamentswahl in Norwegen ein besseres Ergebnis ihrer Partei als von den Umfragen vorhergesagt an. Ziel ihrer Partei sei es, 25 Prozent der Wählerstimmen zu erreichen, beteuerte die 60-Jährige am Montagvormittag in ihrer Heimatstadt Bergen, wo sie zuvor in einer Schule ihre Stimme abgegeben hatte. Das Wichtigste sei jedoch, eine bürgerliche Regierung zu behalten.

Jüngsten Umfragen zufolge hat allerdings der Chef der Arbeiterpartei, Jonas Gahr Störe, gute Aussichten, Solberg abzulösen - unklar ist allerdings, in welcher Regierungskonstellation dies nach dem Urnengang am Montag möglich sein könnte. Die ersten vorläufigen Wahlergebnisse werden gegen 21 Uhr erwartet.

Störes bevorzugte Koalitionspartner wären die Zentrumspartei und die sozialistische Linkspartei. Allerdings könnte er für die Regierungsbildung auf die Unterstützung weiterer Parteien wie den Grünen oder den Kommunisten angewiesen sein.

„Faire Klimapolitik“ - mit starker Öl-Industrie?

"Ich habe ein gutes Gefühl", sagte der 61-jährige Millionär bei seiner Stimmabgabe am Sonntag in Oslo - in den großen norwegischen Städten hatte die Abstimmung einen Tag früher begonnen. Der ehemalige Minister in der Regierung des heutigen Nato-Generalsekretärs Jens Stoltenberg hatte seinen Wahlkampf auf den Kampf für soziale Gerechtigkeit und eine "faire" Klimapolitik ausgerichtet.

Der Wahlausgang könnte entscheidenden Einfluss auf die Ölwirtschaft des Landes haben, die für den enormen Reichtum des Landes verantwortlich ist. Die Grünen fordern einen sofortigen Stopp der Erschließung neuer Ölfelder und einen Komplettausstieg bis 2035 - Störe lehnt ein solches Ultimatum ab. Auf den Ölsektor entfallen 14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und 160.000 Arbeitsplätze.

(APA/dpa)

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