Berufung

Streit zwischen Apple und Epic geht in die nächste Runde

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Die gerichtliche Niederlage wollen die Fortnite-Macher nicht auf sich sitzen lassen.

Der Streit zwischen Epic Games und Apple geht in die nächste Runde. Die Fortnite-Macher wollen sich nicht damit zufriedengeben, dass Apple künftig alternative Bezahlmethoden anbieten muss. Der Großteil der Klage von Epic Games, vor allem der Punkt bezüglich der Monopolstellung, wurde abgewiesen. Die Zukunft der App Stores ist also noch nicht entschieden. 

Ob auch Apple gegen das Urteil Rechtsmittel beim Berufungsgericht der Vereinigten Staaten in San Francisco einlegen wird, stand am Montag noch nicht fest. Apple hatte neun von zehn Klagepunkte von Epic abwehren können und sich außerdem mit der eigenen Gegenklage durchgesetzt. Allerdings wurde Apple untersagt, die Entwickler daran zu hindern, die Nutzer auf Möglichkeiten zum Kauf digitaler Artikel direkt bei den Entwicklern zu verweisen.

Apple hat(te) drei Monate Zeit

Vertreter des iPhone-Konzerns verwiesen auf die Frist von 90 Tagen, die Richterin Rogers für die Umsetzung der geforderten Änderungen und das mögliche Einlegen von Rechtsmitteln gewährt hatte. Daher steht nicht fest, ob und wann es zu Änderungen bei den Bezahlverfahren im App Store kommen wird.

Denkbar wäre, dass Apple den Kompromiss mit der japanischen Wettbewerbsbehörde JFTC für sogenannte Reader-Apps wie Netflix, Amazon und Spotify, aber auch Medienverlage und E-Book-Anbieter auf andere Bereiche wie Games ausweitet. Nach dem Vergleich mit der JFTC können Anwender künftig vergleichsweise leicht aus einer Medien- oder Streaming-App heraus einen Premium-Dienst buchen oder ein Abonnement abschließen, ohne dass eine Kommission für Apple fällig wird.

Durch die Berufung bekommt Apple aber unabhängig von der Einigung mit JFTC Zeit. Die 90-tägige Frist gilt dann nicht mehr.

App Store Zwang nicht wettbewerbswidrig

Epic wollte per Klage unter anderem das Recht auf einen eigenen App-Store auf dem iPhone durchsetzen. Richterin Yvonne Gonzalez Rogers folgte aber nicht der Argumentation der Spielefirma, nach der Apples Vorgehen, nur die App-Installation aus der hauseigenen Download-Plattform zuzulassen, wettbewerbswidrig sei.

Beim Erwerb digitaler Artikel und Inhalte über Apples In-App-System müssen Entwickler 15 bis 30 Prozent vom Kaufpreis an den iPhone-Konzern abtreten. Dem Urteil zufolge stammen rund 70 Prozent der App-Store-Erlöse aus Spiele-Apps. Epic und einige andere große App-Anbieter wollen ihr Geschäft auf dem iPhone an Apple vorbei führen, ohne die App-Store-Abgabe. Apple kontert, das App-Store-System sei darauf ausgelegt, Verbraucher vor Datendieben und Betrügern zu schützen - und die Abgabe sei unter anderem notwendig, um diese Infrastruktur zu finanzieren.

Ein Null-Summen-Spiel ist der App Store aber wahrlich nicht. Schätzungen gehen zwar zum Teil weit auseinander, einig sind sich Experten aber darin, dass die Einnahmen im zweistelligen Milliardenbereich liegen. 70 Prozent der Einnahmen kommt aus Spielen, bei In-App-Käufen sind es sogar 98 Prozent. Ein weiteres, durchaus spannendes Detail, das der Prozess hervorgebracht hat: Diese Summen verteilen sich auf nur zehn Prozent der iPhone-Nutzer.

Apple verbannte Epic im vergangenen Jahr aus dem App Store, nachdem die Spielefirma in "Fortnite" die Möglichkeit zum direkten Kauf digitaler Artikel hineinschmuggelte. Die Richterin sah Apple im Recht, da Epic seinen Vertrag mit dem iPhone-Konzern verletzt habe. Eine Rückkehr des Spiels ist daher bis auf Weiteres unwahrscheinlich. Auch, weil das im Urteil nicht verankert wurde.

In dem Berufungsverfahren wird der Fall nach US-Recht nicht komplett neu aufgerollt und neue Zeugen befragt. Die Berufungsrichter überprüfen stattdessen, ob Richterin Rogers Fehler unterlaufen sind.

(bagre/APA/DPA)

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