Sabolon Simantow wird in den nächsten Tagen bereits in Israel erwartet. Eine Zeitschrift hatte schon vor Wochen berichtet, er wäre vor den Taliban in die USA geflohen.
Der letzte verbliebene Jude in Afghanistan ist Medienberichten zufolge in die Türkei gereist. Er sei am Sonntag in Istanbul angekommen und habe zunächst ein Visum für 90 Tage erhalten, berichteten türkische Medien. Nach Angaben der "Jerusalem Post" wird er in den nächsten Tagen in Israel erwartet. Sabolon Simantow hat es als letzter Vertreter der jüdischen Gemeinschaft zu Bekanntheit in Afghanistan gebracht.
Er lebte alleine in der einzigen Synagoge Kabuls und wachte über sie. Trotz unruhiger Zeiten wollte er seinen Posten nie aufgeben. "Ich werde diesen Ort nie verlassen", hatte er im Jahr 2008 bei einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur in Kabul gesagt. Mitte August hatten die militant-islamistischen Taliban die Macht in Afghanistan übernommen, woraufhin berichtet wurde, Simantow habe das Land in Richtung USA verlassen. Ein Reporter der internationalen jüdisch-orthodoxen Zeitschrift "Ami Magazine" sei nach Kabul geflogen, um Simantow vor den Taliban zu retten, hatte die Zeitschrift Anfang September in einem Twitterbeitrag geschrieben. Simantow sei "sicher und auf dem Weg in die USA".
Simantows Frau von der er laut israelischen Medien inzwischen geschieden ist, wanderte mit den beiden Töchtern schon in den 90er Jahren nach Israel aus. Sie hatten Angst vor der unsicheren Lage im Land, sagte Simantow im Interview damals. Das Regime der Taliban, die von 1996 bis 2001 schon einmal in Afghanistan herrschten, sei das Schlimmste gewesen.
Simantow wurde 1959 in Herat geboren worden. In der westafghanischen Stadt lebten damals noch verhältnismäßig viele Juden. Im Laufe der Jahre nahm ihre Zahl allerdings ab, immer mehr von ihnen wanderten nach Israel oder in die USA aus. In Afghanistan sind wie auch in der Türkei 99 Prozent der Bevölkerung Muslime.
(APA/dpa)