Mit leisem Humor lässt die koreanische Illustratorin ZO-O den kleinen Leser darüber nachdenken, was man aus einer leeren Ecke machen kann.
Es ist sehr hoch und sehr schmal, dieses Büchlein, und man spreizt es zu Beginn weit auseinander, um nichts zu übersehen. Doch tatsächlich ist da nicht viel. Eine Krähe steht da und schaut in eine unwirtliche, leere Ecke, die schlicht an der Bugstelle des Buchs ist. Auf den nächsten Seiten sieht man sie in der Ecke, sitzend. Und dann liegend. Den Raum vermessend und jedenfalls grübelnd. Und man steigt mit ein: Was könnte sie machen in und mit dieser Ecke? Die Krähe schiebt ein kleines Sofa rein, ein Regal für Bücher, eine Lampe. Sie beginnt sich einzurichten, hegt und pflegt ihre Pflanze, die tatsächlich auch wächst. Bemalt die große, leere Wand, ist kreativ, schafft sich einen Ort zum Wohlfühlen. Die Farben werden lichter, wärmer, es ist ein Zuhause.
Das meisterhafte Büchlein der koreanischen Illustratorin ZO-O kommt fast ohne Worte aus, nur ein paar simple Sätze stehen sozusagen an der Wand. „Was brauche ich noch?“ oder „Was meinst du?“. Ein Zuhause ist irgendwann geschaffen, und Freude kehrt ein, sie hört Musik, sie tanzt. Und hat irgendwann die Kreissäge in der Hand, für ein Fenster nach draußen. Mit einfachen Mitteln erzählt „Die Ecke“ von den menschlichen Bedürfnissen, mit feinem Humor und auf Details bedacht. Es ist vor der Pandemie entstanden, aber passender könnte es nicht kommen.
ZO-O: Die Ecke. 64 Seiten, € 16,50. Alter: Ab 3 Jahren. (Urachhaus)