Comic

Die Graphic Novel – ein zutiefst weibliches Genre

Männersache Comic? Das war einmal. Frauen und Frauenthemen dominieren die Verlagskataloge. Neue Graphic Novelsüber den Kampf um Gleichberechtigung und die Heldinnen des Alltags.

Haben Sie je von einer gewissen Olive Oyl gehört? Nein? Macht nichts. Aber Popeye the Sailor, den kennen Sie, oder? Was Wunder, das Muskelmännchen mit dem penetranten Faible für Dosenspinat hat ja nicht zuletzt Comicstrips und Trickfilmen den Titel gegeben, eine Ehre, die seiner Partnerin, eben jener Olive Oyl, nie zuteil wurde. Und das, obwohl sie die älteren Rechte darauf gehabt hätte: Schon zehn Jahre lang war sie im Mittelpunkt von Elzie Segars Comicserie „Thimble Theatre“ gestanden, ehe 1929, ursprünglich als Randfigur, ein Seemann mit Ankertätowierung auf dem Unterarm Segars Panels betrat. Der Rest (siehe oben) ist bekannt – und passt quasi als Comic-Randkapitel bestens zu jener „Verlorenen Geschichte der Frau“, der die Emanzipationsvorkämpferin Hilde Schmölzer, 30 Jahre ist es her, die gebührende publizistische Wiederentdeckung zu verschaffen suchte.

Ins Surreale getriebener Kampf gegen Normen der Gesellschaft: Mia Oberländers „Anna“ (216 S., 25 €; Edition Moderne, Zürich).
Ins Surreale getriebener Kampf gegen Normen der Gesellschaft: Mia Oberländers „Anna“ (216 S., 25 €; Edition Moderne, Zürich).⫻ Edition Moderne

Ja, kein Zweifel: Auch der Comic ist von allem Anfang an Männersache, einerseits, was die Gestaltung betrifft, und gleichermaßen in Hinsicht darauf, wer da in den Mittelpunkt gerückt wird. Titelgebend oder Protagonist zu sein ist männlichem Personal vorbehalten, und wenn da einmal eine Frau ins Zentrum der Handlung gerät, dann als stereotypes Dummerchen (Blondie) oder als zur Superheldin hochgepushtes Pin-up-Girl (Wonder Woman und Co.), abseits aller Wunderkräfte vor allem dazu da, verschwitzte Männerträume zu befriedigen.

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