In Salzburg spitzt sich die Lage auf den Intensivstationen weiter zu. Aber auch auf der Normalstation herrschen Zustände wie im Lazarett, berichten Mediziner. Es komme mittlerweile zu Triagierungen, die menschenunwürdig sind.
Richard Greil, Vorstand der Universitätsklinik für Innere Medizin in Salzburg, kann das Wort „Intensivstation“ nicht mehr hören. Aber nicht, weil er der Corona-Situation überdrüssig ist, sondern weil die Frage nach überfüllten Intensivstationen seiner Meinung nach „vollkommen an den Dingen vorbei“ geht. Intensivbetten machen lediglich 5 Prozent aller Betten in einer Krankenanstalt aus, so der Mediziner im Interview mit der „Presse“. Die überwältigende Anzahl aller schwerkranken Patienten bekomme hingegen nie in ihrem Leben eine Intensivstation von innen zu sehen - schlichtweg, weil es nicht mehr dazu kommt.
„Situation wie im Lazarett“
Der Großteil der Todesopfer in Spitälern ist auf regulären Stationen zu verzeichnen und das gilt auch für Covid-Patienten. Personen, die sich mit dem Virus infizieren, werden laut Greil aber bereits lange bevor sie intensiv betreut werden müssen zum Problem. Wenn zehnmal so viele Patienten aufgenommen werden, wie es vor der Pandemie notwendig war, dann fehle es nämlich nicht nur auf der Intensivstation an helfenden Händen. Insbesondere der Umsatz auf der Normalstation sei aktuell so hoch, wie noch nie zuvor, meint der Klinik-Vorstand. Er habe daher überhaupt kein Verständnis dafür, dass immer nur die Auslastung der Intensivstationen als Richtwert hergenommen würde, wenn bereits auf der Normalstation eine „Situation wie im Lazarett“ herrsche. „Der Kollateralschaden wird im Vergleich zu allem, was wir bisher gesehen haben, groß sein“, ist sich Richard Greil sicher.