Verbraucherpreise

Notenbank: Deutsche Inflation könnte auf sechs Prozent steigen

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Die Teuerung könnte möglicherweise "noch für längere Zeit deutlich über drei Prozent“ bleiben, so die Notenbank. - Kritik gab es an den Plänen, den deutschen Mindestlohn auf zwölf Euro pro Stunde anzuheben.

Die Deutsche Bundesbank hält einen sprunghaften Anstieg der Inflation in Deutschland auf knapp sechs Prozent im November für möglich. Im Oktober war der harmonisierte Verbraucherpreisindex HVPI, den die EZB für ihre Geldpolitik heranzieht, in Deutschland auf 4,6 Prozent gestiegen. In diesem Monat könnte die Rate "sogar knapp sechs Prozent betragen", schrieb die Notenbank in ihrem am Montag veröffentlichten Monatsbericht.

Einen Teil des Anstiegs führt die Bundesbank auf Sondereffekte wie die vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer in Deutschland ab Sommer 2020 in der Coronakrise zurück. Seit Beginn dieses Jahres gelten wieder die alten Steuersätze.

Der Sondereffekt aus der Mehrwertsteuer entfällt ab Jänner 2022. "Dann sollte die Inflationsrate spürbar zurückgehen, obwohl die kräftig gestiegenen Marktnotierungen für Erdgas vermutlich zum Großteil erst nach dem Jahreswechsel an die Verbraucher weitergegeben werden", schrieb die Notenbank. Die Experten rechnen damit, dass die Teuerungsrate in den folgenden Monaten des kommenden Jahres nach und nach abnimmt. "Sie könnte aber noch für längere Zeit deutlich über drei Prozent bleiben."

Kritik an Mindestlohnerhöhung

In diesem Zusammenhang beurteilt die Notenbank die Pläne der möglichen neuen deutschen Bundesregierung kritisch, den Mindestlohn gegen Ende des Jahres 2022 auf zwölf Euro je Stunde zu erhöhen. Dies hätte "nicht zu vernachlässigende Ausstrahlungseffekte" auf die darüber liegenden Lohngruppen, erläuterte die Bundesbank. "Auch hierdurch dürfte sich der Lohndruck künftig verstärken." Dahinter steht die Sorge vor einer Spirale aus steigenden Preisen und steigenden Löhnen, für die Ökonomen bisher noch keine Anzeichen sehen. Zudem könnte eine solche politische Vorgabe die unabhängige Mindestlohnkommission entwerten, argumentierte die Bundesbank.

Die Europäische Zentralbank strebt für den Währungsraum der 19 Länder eine jährliche Teuerungsrate von zwei Prozent an und ist zumindest zeitweise bereit, ein moderates Über- oder Unterschreiten dieser Marke zu akzeptieren. Aus Sicht der Notenbank ist der jetzige Anstieg der Inflation vorübergehend.

Europas Währungshüter lassen sich daher nicht zu einem rascheren Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes drängen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde bekräftigte jüngst, dass die Notenbank die Wirtschaft auch dann weiter unterstützen werde, wenn die akute Pandemie-Notlage beendet sei. "Wir nehmen diese Phase der höheren Inflation nicht auf die leichte Schulter", versicherte Lagarde. Die EZB dürfe aber "angesichts vorübergehender oder angebotsbedingter Inflationsschocks nicht zu einer vorzeitigen Straffung der Geldpolitik übergehen."

(APA)

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