Erneut sorgt eine in Südafrika entdeckte Coronavariante für Angst und Abschottung. Und erneut fühlt sich das Land bestraft. In den Townships fürchtet man ökonomische Folgen oft mehr als das Virus.
Farrous Mhango wacht auf einem Sessel vor seiner persönlichen Festung gegen das Coronavirus. Mit 15 anderen wohnt der Gärtner auf engstem Raum in der Kapstädter Township Imizamo Yethu. Die Ausgänge der drei Blechhütten führen zum gleichen, winzigen Vorhof. Aus dem Weg gehen? Unmöglich.
Vor Monaten hatte der 46-Jährige eine Direktive durchgesetzt: Impfung oder Auszug. Während in Imizamo Yethu Geimpfte klar in der Minderheit sind, sind seither immerhin in diesem kleinen Teil des Slums alle Nachbarn so gut geschützt, wie es eben geht. Alle 15 sind komplett geimpft. Das gebe ihm immerhin etwas Zuversicht, auch diese Krise zu meistern, sagt Mhango. Die neue, zunächst in Südafrika entdeckte Covid-Variante „Omikron“, auch B.1.1.529 genannt, halte er ob der raschen Verbreitung für „wirklich gefährlich“. Er denke, dass es in Imizamo Yethu Tote geben werde, rund 33.000 Menschen leben hier. „Wir tragen draußen Masken“, sagt der Vater einer Tochter. „Aber solang sich so viele nicht schützen, fühlen wir uns unsicher."
Am Samstag, zwei Tage nach der Bekanntgabe Omikrons durch das Gesundheitsministerium, ist das neue Virus Thema Nummer eins in der Township. Anders als Mhango treibt aber viele nicht primär die Angst um die Gesundheit um: Es sind die Abschottungsmaßnahmen in vorerst Europa, Asien und den USA gegenüber Südafrika, die die Leute wegen der Folgen für ihre Jobs umtreibt. Und die Angst vor einem weiteren Lockdown. Am Sonntag tagt die Regierung. Präsident Cyril Ramaphosa dürfte in einer TV-Rede die derzeit wenigen Einschränkungen des öffentlichen Lebens ausweiten.