Omikron-Mutante

Südafrika bestätigt neue Coronawelle - und gibt sich gelassen

Symbolbild einer Krankenschwester in Südafrika
Symbolbild einer Krankenschwester in Südafrika(c) APA/AFP/GUILLEM SARTORIO (GUILLEM SARTORIO)
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„Wir hatten das erwartet": Südafrikas Gesundheitsvertreter beruhigen trotz schnell ansteigender Zahlen. Die Weltgesundheitsorganisation sieht indes ein weltweit „sehr hohes Risiko“.

Der südafrikanische Virologe Salim Abdool Karim erwartet in dem Kap-Staat bis zum Ende der Woche einen Anstieg der landesweiten Corona-Infektionen um rund 10.000 neue Fälle. Am vergangenen Samstag waren 3000 Fälle gemeldet worden. Der Experte erwartet für Dezember ein schnelles Ansteigen der Fallzahlen und mehr Druck auf die Krankenhäuser. Dennoch bestehe kein Grund zur Panik, sagte er am Montag.

Das Auftauchen der neuen Coronavariante war nach seiner Ansicht kaum überraschend: "Wir hatten das erwartet - wir wussten nur nichts über das Wie und Wann", sagte er.

Die neue Omikron-Coronavariante sei relativ einfach nachzuweisen und es gebe kaum Anlass, bisherige Behandlungsmethoden zu ändern. Auch wenn es fraglich bleibe, ob bisherige Impfstoffe nun genügend Schutz böten, dürfte er weiterhin hoch sein. Die frühe Entdeckung der Variante durch südafrikanische Experte sei somit kein Grund zu Überreaktionen wie Grenzschließungen, meinte Karim.

Auch Gesundheitsminister beruhigt

Der südafrikanische Gesundheitsminister Joe Phaahla warnte ebenfalls vor Panik. Wichtig sei es nun, die Charakteristika der Variante zügig zu erforschen. Die Reisebeschränkungen gegen mehrere Länder des südlichen Afrikas seien unnötig.

Nachdem es im Mitte November mit weniger als 300 täglichen Fallzahlen die geringsten Infektionswerte der ganzen Pandemie in Südafrika mit einer Inzidenz von gerade mal einem Prozent gegeben haben, steigen die Zahlen nun stark. Vor allem jüngere Menschen seien betroffen, erklärte das südafrikanische Institut für Ansteckende Krankheiten NICD. Bei den Todeszahlen gebe es bisher allerdings einen eher geringen Anstieg.

Vergangene Woche hatten südafrikanische Virologen die Entdeckung der neuen Variante bekanntgegeben. Bisher sind erst 41 Prozent der Bevölkerung in der 60-Millionen-Nation geimpft. Südafrika ist zahlenmäßig das am schwersten von der Pandemie betroffene Land in Afrika. Bisher wurden dort knapp drei Millionen Fälle dokumentiert. Rund 90.000 Menschen starben an den Folgen einer Infektion. Die Restriktionen hatten verheerende Auswirkungen auf die Wirtschaft.

„Sehr hohes Risiko"

Von der neuen Coronavirus-Variante Omikron geht nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein weltweit insgesamt "sehr hohes" Risiko aus. Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren globalen Ausbreitung sei groß, warnte die WHO am Montag in einem Schreiben an ihre 194 Mitgliedstaaten. Es sei mit steigenden Covid-19-Fallzahlen zu rechnen. In einigen Gebieten drohten ernsthafte Folgen.

Auch bei geimpften Personen dürfte es Infektionen und Covid-19-Erkrankungen geben, "wenn auch in einem kleinen und vorhersehbaren Verhältnis". Die WHO rief dazu auf, das Impftempo bei Hoch-Risiko-Gruppen zu beschleunigen und sicherzustellen, dass Pläne zur Eindämmung in Kraft seien, um wesentliche Teile des Gesundheitssystems aufrecht zu halten.

„Beispiellose Anzahl von Spike-Mutationen"

"Omikron hat eine beispiellose Anzahl von Spike-Mutationen, von denen einige wegen ihrer potenziellen Auswirkungen auf den Verlauf der Pandemie besorgniserregend sind", befand die WHO. Um jedoch besser zu verstehen, warum die Variante das Potenzial habe, den Schutz durch Impfungen oder vorangegangene Infektionen zu umgehen, seien weitere Forschungen nötig. Mehr Daten würden in den kommenden Wochen erwartet.

Die Mutante wurde inzwischen in etlichen Ländern nachgewiesen. Am Montag wurde ein zweiter Fall in Israel bekannt, wo sich eine doppelt geimpfte Frau angesteckt hatte. Der israelische Rundfunk berichtete am Montag, es handle sich um eine Reiserückkehrerin aus Südafrika. Sie sei in gutem Zustand. Weitere Verdachtsfälle werden geprüft.

China lobt sich selbst

China sieht sich Angesicht von Omikron in seiner strikten Null-Covid-Strategie bekräftigt. China sei eine "uneinnehmbare Festung" für das Virus, kommentierte am Montag die parteinahe Staatszeitung "Global Times". Der Null-Corona-Ansatz des Landes sei zwar im Westen auf viel Kritik gestoßen. Doch die neue "Angriffswelle" von Omikron zeige, dass China am besten dafür gerüstet sei, eine Verbreitung des Virus zu verhindern.

Die chinesische Regierung verfolgt eine strikte Strategie, mit der Corona-Infektionen möglichst komplett unterbunden werden sollen. Mit Ausgangssperren, Massentests, Kontaktverfolgung, Quarantäne und strengen Einreisebeschränkungen hat das Land das Virus weitgehend im Griff. Bisher hat das rigorose Vorgehen tatsächlich stets dazu geführt, dass die meist kleinen Ausbrüche nach wenigen Wochen wieder unter Kontrolle gebracht werden konnten. Jedoch haben sich neue Wellen seit dem Auftreten der deutlich ansteckenderen Delta-Variante gehäuft. Am Montag meldeten die Behörden landesweit 21 neue lokale Infektionen.

Rumänien fliegt Staatsbürger aus Südafrika aus

Rumänien hat unterdssen ein Flugzeug nach Südafrika geschickt, um eigene Staatsbürger und weitere in dem Land festsitzende Europäer auszufliegen. Bukarest werde rund 40 "rumänische Staatsangehörige zurückführen, die durch die Störungen im Luftverkehr im Süden Afrikas an der Rückkehr nach Rumänien gehindert wurden", erklärte der Leiter der Katastrophenschutzbehörde, Raed Arafat, am Montag.

Im Rahmen des Europäischen Zivilschutzmechanismus biete Rumänien auch etwa 50 Europäern einen Platz in dem Flugzeug an, erklärte Arafat weiter. Das Passagierflugzeug sei bereits in der Nacht in Rumänien gestartet, sagte der Sprecher der Fluggesellschaft Tarom, Marius Popescu, dem Sender Digi24.

(APA/Reuters/dpa/AFP)


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