Ernährung

WHO fordert weltweite Regulierung schädlicher Transfette im Essen

Transfette sind  neben Back und Süßwaren vor allem in Frittierfett enthalten (Symbolbild).
Transfette sind neben Back und Süßwaren vor allem in Frittierfett enthalten (Symbolbild). Getty Images
  • Drucken

Seit April dürfen Lebensmittel in der EU pro 100 Gramm höchstens zwei Gramm industriell hergestellte Transfette enthalten. Der WHO geht das nicht weit genug - Milliarden Menschen sind bisher kaum über Transfette im Essen aufgeklärt, geschweige denn davor geschützt. Das soll sich bis 2023 ändern.

Transfette im Essen steigern das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung massiv. Hierzulande, sowie in anderen westlichen Ländern, begründen sie 45 Prozent aller Todesfälle und sind somit die häufigste Todesursache. Auch in Ländern des globalen Südens sind ein Viertel aller Sterbefälle auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen. Es sollte sich also darum bemüht werden, Ursachen für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu minimieren. Das sieht auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) so.

Transfette zu eliminieren könne der Organisation zufolge Menschenleben retten. Bei Transfetten handelt es sich sind ungesättigte Fettsäuren, die bei der industriellen Teilhärtung von Pflanzenölen entstehen. Sie sind oft in Back- und Süßwaren sowie in Margarine oder Frittierfett enthalten - innerhalb Europa konnten strengere Vorschriften den Gehalt an Transfetten bereits weitgehend reduzieren. Wer nämlich viel davon zu sich nimmt, erhöht das LDL-Cholesterin (Low Density Lipoprotein) im Blut. Das LDL ist für den Transport des Cholesterins von der Leber zu den anderen Organen verantwortlich. Ab einem bestimmten Punkt sind die Körperzellen jedoch nicht mehr fähig Cholesterin aufzunehmen. Ein Anstieg des Cholesterin-Spiegels ist die Folge.

Parallel zur Zunahme des LDL-Cholesterin, sinkt bei der Aufnahme von Transfetten der natürliche Gegenspieler des LDL - das HDL-Cholesterin (High Density Lipoprotein). Es ist für den Rücktransport des Cholesterins vom Organ zur Leber zuständig. Das Ungleichgewicht der beiden und der erhöhte Cholesterin-Spiegel im Blut fördern Ablagerungen in den Wänden der Blutgefäße. Große Fettansammlungen von LDL-Cholesterin in der Nähe des Herzens oder des Gehirns, können zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Wer sich aber ausgewogen und gesund ernähre, brauche sich vor Transfetten nicht zu fürchten, sagt Susanne Domkar, Diätologin und Lehrende am FH Campus Wien gegenüber der „Presse".

Ärmere Länder weitgehend ungeschützt

Bis 2023 will die WHO den Einsatz von industriell hergestellten Transfetten im Essen global so weit wie möglich, aber doch drastisch reduzieren. Mangels Gesetzgebung seien Milliarden Menschen vor diesem „tödlichen Nahrungsbestandteil“ noch nicht geschützt, teilte die WHO am Dienstag in Genf mit. Man fordert gesetzliche Vorschriften mit Grenzwerten für Transfette. Die Europäischen Union hat schon gehandelt: Hier dürfen Lebensmittel seit April 2021 nur noch höchstens zwei Gramm industriell hergestellte Transfette pro 100 Gramm Fett enthalten. „Hier in Europa sind Transfette tatsächlich kaum mehr Bestandteil von Nahrungsmittel“, sagt Domkar, „Allerdings wird statt den teilgehärteten Fetten nun oft zu Palmöl gegriffen.“ Das sei der Expertin zufolge allerdings nicht unbedingt gesünder. „Die Wissenschaft erwartet bei hoher Aufnahme von Palmöl ähnlicher gesundheitliche Folgen wie bei Transfetten.“ Man brauche also auch hierzu eine öffentliche Auseinandersetzung.

Was Transfette betrifft, so gibt es der WHO zufolge inzwischen Vorschriften in mehr als 40 - überwiegend reichen - Ländern. In den ärmsten Ländern allerdings fehle die Regulierung nach wie vor - und nicht nur dort. Zehn der 15 Länder mit dem geschätzt höchsten Einsatz von Transfetten schützen ihre Bevölkerungen nicht angemessen. Dazu gehören etwa Ägypten, Mexiko, Südkorea und Australien.

WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus verlangt mehr Bemühungen seitens der Regierungen: „Es liegt in unserer Reichweite, dass wir zum ersten Mal einen Risikofaktor für nicht übertragbare Krankheiten weltweit eliminieren“, sagte er. „Alle Länder müssen nun handeln, um ihre Bevölkerungen vor diesem schädlichen und unnötigen Lebensmittelzusatzstoff zu schützen.“ 

(apa/evdin)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.