Pressefreiheit

Polens Präsident legt Veto gegen Mediengesetz ein

Andrzej Duda bei einer Gedenkfeier in Warschau.
Andrzej Duda bei einer Gedenkfeier in Warschau.imago images/newspix
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Das polnische Parlament hatte kurz vor Weihnachten ein Mediengesetz verabschiedet, das die US-Regierung als Bedrohung für die Pressefreiheit sieht. Präsident Andrzej Duda hat nun Veto eingelegt.

Polens Präsident Andrzej Duda hat sein Veto gegen ein neues Mediengesetz eingelegt, das aus Sicht von Kritikern die Pressefreiheit in Polen massiv beschnitten hätte. "Ich lege mein Veto gegen (das Gesetz) ein", sagte Duda am Montag in einer Fernsehansprache. Die Verabschiedung des Gesetzes durch das Parlament kurz vor Weihnachten war von der EU und den USA scharf verurteilt worden.

Das Gesetz sollte es außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums angesiedelten Unternehmen verbieten, mehr als 49 Prozent an polnischen Medienunternehmen zu besitzen. Die nationalkonservative Regierung in Warschau argumentierte, dass dies die polnische Medienlandschaft vor potenziell feindlichen Akteuren wie Russland schützen werde.

Gesetz hätte Regierungskritik erschwert

Kritiker warfen der PiS-Regierung dagegen vor, mit dem Gesetz den regierungskritischen Nachrichtenkanal TVN24 zum Schweigen bringen zu wollen. TVN24 ist der Nachrichtenkanal des polnischen Privatsenders TVN, der zum US-Medienkonzern Discovery gehört. Bei Inkrafttreten des Gesetzes wäre Discovery gezwungen gewesen, die Mehrheit seiner Anteile an TVN zu verkaufen.

Gegen das Gesetz hatte es in Polen Proteste gegeben. Tausende Menschen zogen zuletzt vor den Präsidentenpalast in Warschau. Dabei schwenkten die Menschen EU-Flaggen und riefen "Freie Medien".

Duda betonte in der Fernsehansprache, grundsätzlich stimmte er mit der Regierung darin ein, dass die polnische Medienlandschaft vor feindlichen Akteuren geschützt werden müsse. Die entsprechende Gesetzgebung dürfe jedoch nicht auf bestehende Verträge mit Unternehmen und Investoren angewandt werden.

Opposition begrüßt das Veto

"Menschen, mit denen ich spreche, machen sich wegen der Situation Sorgen", sagte Duda. "Sie denken, dass wir keinen weiteren Konflikt, kein weiteres Problem brauchen. Wir haben schon viele Probleme", fügte er hinzu. Oppositionschef Donald Tusk begrüßte Dudas Veto. Die Entscheidung des Präsidenten zeige, "dass Druck wirkt", erklärte der frühere EU-Ratspräsident. Der Sejm, Polens Unterhaus, könnte das Veto des Präsidenten mit einer Dreifünftelmehrheit zurückweisen.

Vor allem die USA hatten an Duda appelliert, wegen des Mediengesetzes Gebrauch von seinem Vetorecht zu machen. Washington sei "extrem enttäuscht" über die Annahme des Gesetzes im Parlament, erklärte der Geschäftsträger der US-Botschaft, Bix Aliu. "Wir erwarten, dass Präsident Duda im Einklang mit seinen bisherigen Stellungnahmen handelt, um die Redefreiheit und freie Marktwirtschaft zu schützen."

EU-Kommission sah „Gefahr für den Pluralismus"

Der Discovery-Konzern hatte erklärt, das Gesetz müsse "jedes Unternehmen alarmieren, das in Polen investiert hat, sowie jeden, dem an Demokratie und Pressefreiheit gelegen ist". Als "ernste Gefahr für die Pressefreiheit und den Pluralismus in Polen" bezeichnete auch ein Sprecher der EU-Kommission in Brüssel das Gesetz.

Duda steht der PiS-Regierung nahe. Schon in der Vergangenheit blockierte er aber einzelne Entscheidungen der Regierung. So legte er 2017 sein Veto gegen zwei hochumstrittene Justizreformen ein, die den Justizminister mit erheblicher zusätzlicher Macht ausgestattet hätten. International waren diese Reformvorhaben als Angriff auf die Gewaltenteilung gewertet worden.

Die Regierung in Warschau steht wegen ihres Umgangs mit der Justiz und den Medien sowie ihrer Haltung zu sexuellen Minderheiten in der EU seit Jahren am Pranger. Die PiS kontrolliert bereits den öffentlichen TV-Sender TVP sowie einen Großteil der regionalen Presse. Seit die Partei in Polen die Regierung stellt, ist das Land auf dem weltweiten Index für Pressefreiheit um 46 Ränge zurückgefallen. Inzwischen steht Polen auf dem Index auf Rang 64 von 180.

(APA)

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