Tirol

Betrug bei PCR-Tests? WKStA leitet kein Ermittlungsverfahren ein

Schild der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft
Schild der Wirtschafts- und KorruptionsstaatsanwaltschaftDie Presse/Clemens Fabry
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Die HG Lab Truck wurde verdächtigt, dass sie Coronatests "nicht sach- und fachgerecht durchgeführt hätte“ und ihr dafür auch die Berechtigung fehlte. Das hat sich nicht erhärtet.

Die Wirtschafts- und Korruptionsanwaltschaft (WKStA) hat entschieden, in der Tiroler Causa HG Lab Truck kein Ermittlungsverfahren einzuleiten. Es wurde geprüft, ob hinsichtlich der Durchführung von PCR-Tests in Tirol schwerer Betrug vorliegt. Es werde nun aber nicht ermittelt, nachdem sich kein Anfangsverdacht ergeben habe, bestätigte ein Sprecher einen entsprechenden Bericht des ORF Tirol am Dienstag.

Die WKStA wurde auf den Plan gerufen, nachdem die HG Lab Truck - eine Tochterfirma der HG Pharma von Ex-Geschäftsführer Ralf Herwig - verdächtigt wurde, dass sie PCR-Tests "nicht sach- und fachgerecht durchgeführt hätte bzw. zur Durchführung solcher Tests nicht qualifiziert und berechtigt gewesen sei".

Herwig selbst ist Urologe, der aber u.a. aufgrund des Vorwurfs der schweren Körperverletzung mit Dauerfolgen nicht als Arzt praktizieren durfte. Er soll Männer mit Erektionsproblemen falsch befundet und behandelt haben. Die WKStA war in der Causa HG Lab Truck zuständig, weil es möglicherweise um ein Vermögensdelikt mit einem Schaden von über fünf Millionen Euro ging.

Keine Ausschreibung erfolgt

Die HG Lab Truck führte von Ende September 2020 bis Juni 2021 einen Großteil der PCR-Tests in Tirol durch - eine Ausschreibung dafür war aber nicht erfolgt. Dies führte zu heftiger Kritik, immerhin erhielt die Firma vom Land Tirol laut ORF Tirol knapp 16 Millionen Euro dafür. Die Landtagsparteien beauftragten daraufhin den Landesrechnungshof mit einer Prüfung, ein Ergebnis ist noch ausständig.

Das Unternehmen und ihr ehemaliger Geschäftsführer Herwig sind aber noch im Visier der Justiz. Im Herbst wurde bekannt, dass offenbar mehr als 24.000 positive PCR-Testergebnisse geleakt worden waren. Herwig meinte, er sei Opfer eines Hackerangriffes geworden. Er habe die Daten im August verschlüsselt per E-Mail versendet. Warum er damals noch Zugriff auf die Testergebnisse hatte, obwohl er gar nicht mehr Geschäftsführer war, blieb unklar. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck ermittelte indes gegen Unbekannt wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Datenschutzgesetz sowie wegen des widerrechtlichen Zugriffs auf ein Computersystem.

Die Causa HG Pharma bzw. HG Lab Truck beschäftigt seit Frühjahr immer wieder Medien und Politik. Die schwarz-grüne Landesregierung war Anfang Mai wegen der Causa unter Beschuss geraten. Vor allem die Direktvergabe des millionenschweren Auftrags ohne Ausschreibung im vergangenen September an die Firma Herwigs sorgte für scharfe Kritik. Ein unrechtmäßiges Handeln dabei stellte das Land stets in Abrede. Es war zu offenbar teils falschen Mutations-Bewertungen bei den Tiroler PCR-Proben durch die HG Lab Truck gekommen. Rund 380 Fälle mussten nach einem vorläufigen Zwischenergebnis der bisherigen Sequenzierungen der AGES umgestuft werden.

>>> Bericht des ORF Tirol

(APA)

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