Den Tätowieren geht wegen einer neuen EU-Verordnung die Farbe aus. Was bedeutet das für die Branche, wie hat sich die Pandemie ausgewirkt und was wurde aus dem Tattoo-Boom?
Kommen S' nur vorbei, ich hab in letzter Zeit eh so viele Medienanfragen“, sagt Erich Mähnert, der in Wien Floridsdorf das Studio Tattoo by Erich betreibt. Er ist auch stellvertretender Innungsmeister der Fußpfleger, Kosmetiker und Masseure der Wirtschaftskammer Wien (wo die Tätowierer angesiedelt sind). Als solcher ist er derzeit damit beschäftigt, die neue EU-Verordnung zu bekämpfen, die bunte Tätowierfarben verbietet, etwa mit der Petition „Save the pigments“, die 177.000 Unterschriften zählt („Die Presse“ berichtete).
„Ich bin eigentlich recht faul und mache im Schnitt eine Tätowierung am Tag“, sagt er. Seit Anfang des Jahres darf diese nicht mehr bunt sein. Ihm persönlich würde das nicht viel ausmachen, weil er sich ohnehin auf Black & Grey spezialisiert hat, wie das im Fachjargon heißt. Aber er ist auch Branchenvertreter und findet es seinen Kollegen gegenüber nicht fair, dass nun Farben, die jahrzehntelang verwendet worden sind, nicht mehr erlaubt sind, ohne dass es Alternativen dafür gibt. Konsumentenschutz findet auch er wichtig, aber ihm würden die Daten fehlen, die belegen, dass die Farben gesundheitsschädlich sind. Er hätte sich gewünscht, dass die EU-Kommission bei der neuen Richtlinie auch Tätowierer und vor allem Farbhersteller miteinbezogen hätte. Und dass die Übergangsfristen kulanter wären und länger als ein beziehungsweise zwei Jahre dauern würden.