Präsidentenwahl

Das absurde Wahltheater in Italien

Sergio Mattarella
Sergio Mattarella Reuters
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In mehreren Wahlgängen suchte das italienische Parlament tagelang vergeblich einen neuen Staatspräsidenten – um am Ende den amtsmüden Amtsinhaber, Sergio Mattarella, doch noch zu überreden, einfach weiterzumachen.

Der scheidende italienische Staatspräsident Sergio Mattarella hat in den vergangenen Monaten keine Gelegenheit verstreichen lassen, ohne zu betonen, dass er auf keinen Fall wiedergewählt werden möchte: Bei öffentlichen Anlässen sprach er über das Ende seines Mandats und darüber, dass die Verfassung nur eine siebenjährige Amtszeit vorsieht. Als die Debatte über seine Wiederwahl trotzdem nicht verstummte, tauchte im Oktober ein Foto von Mattarella in der römischen Wohnung auf, in der er nach seinem Auszug aus dem Präsidentenpalast leben wollte. Dann twitterte Mattarellas Pressesprecher am vergangenen Wochenende ein Bild seiner „schweren Arbeit“: Das Foto zeigte vollgepackte Umzugskartons.

Sieben Tage später müssen Mattarella und seine Angestellten die Kartons nun am gleichen Ort wieder auspacken, denn der 80-jährige amtierende Staatspräsident ist am Samstagabend im achten Wahlgang mit zumindest 505 von 1009 Stimmen und damit der absoluten Mehrheit wiedergewählt worden. Im Internet zirkulieren bereits Parodien, die Mattarella gefesselt auf seinem Präsidentenstuhl zeigen.

Nicht abgebildet auf dem Bild sind seine Geiselnehmer. Doch allen ist klar, wer sie sind: die Regierungsparteien. Sie mussten nach einer Woche erfolgloser Wahlgänge zugeben, dass sie nicht in der Lage sind, sich auf einen neuen Staatspräsidenten zu einigen, und daher Mattarella – der über Parteigrenzen hinweg großen Konsens findet – bitten, für ein neues Mandat bereitzustehen.

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