Michael Lindner soll Birgit Gerstorfer als Landesparteichef nachfolgen, nachdem diese über eine Impfkampagne gestolpert war. Wer ist er - und was treibt ihn an?
Michael Lindner ist rasch zur Stelle. Der derzeitige Klubobmann soll die Parteiführung der oberösterreichischen SPÖ von Birgit Gerstorfer übernehmen. Die Landesparteichefin stolperte über eine - dem Aufruf zur Coronaimpfung dienende - Plakatkampagne. Seit Gerstorfer verkündet hatte, bei der Landtagswahl 2027 nicht mehr kandidieren zu wollen, war Lindner ohnehin als Nachfolger im Gespräch - nun ist es aber früher so weit.
Bereits zum Klubchef wurde Lindner Ende 2020 sehr unvorhergesehen: Sein Vorgänger Christian Makor legte alle politischen Funktionen zurück, nachdem er unter Alkoholeinfluss einen Parkschaden verursacht hatte. Die Aufgabe als Klubvorsitzender der oberösterreichischen SPÖ meistert der 38-Jährige - der auch für einen Generationenwechsel steht - seit rund einem Jahr ohne gröbere Fehltritte. Vielmehr spitzte er die Arbeit stärker auf Oppositionslinie zu und erarbeitete sich rasch Ansehen in der Fraktion.
Auch das unter den Erwartungen gebliebene Abschneiden seiner Partei bei der Landtagswahl 2021 wurde ihm nicht angekreidet - eher schon Parteichefin Gerstorfer und Landesgeschäftsführer Georg Brockmeyer, der für die Wahlkampagne verantwortlich zeichnete und nach der Impfkampagne ebenfalls gehen muss. Damit Lindner weiterhin im Landtag bleiben konnte, war es nötig, dass der Bürgermeister von St. Georgen an der Gusen, Georg Wahl, auf sein Wahlkreismandat im Mühlviertel verzichtete. Lindner befand sich auf der Liste, die bereits vor seiner neuen Funktion als Klubobmann feststand, weiter hinten gereiht.
Im Klub kümmerte sich Lindner zuletzt um die Bereiche Finanzen und Verfassung. Er kritisierte das Corona-Management der oö. Landesregierung mehrmals scharf und forderte unter anderem Luftfilter in den Schulklassen. Zuletzt kündigte er an, dass die oberösterreichische SPÖ Anfragebeantwortungen der Landesregierungsmitglieder selbst veröffentlichen wird. Denn das werde im Landtag seit Jahren blockiert, machte er seinem Ärger Luft.
„Wenn dir etwas nicht passt, pack es selbst an"
Lindner, der Ende Februar seinen 39. Geburtstag feiert, ist in der Partei schon lange aktiv. Er startete seine politische Karriere in der Sozialistischen Jugend Oberösterreich, deren Vorsitzender er während seines Studiums der Soziologie von 2005 bis 2011 war. Von 2015 bis 2018 saß er im Bundesrat, danach war er Abgeordneter zum oberösterreichischen Landtag. In seiner Wohngemeinde Kefermarkt im Mühlviertel ist der verheiratete Vater zweier Kinder seit 2015 Gemeinderat.
Lindner beschrieb sich selbst einmal als "politischen Familienmenschen" und jemanden, der bereits sehr jung die Auffassung vertreten habe: "Wenn dir etwas nicht passt, ist es wichtig, dass man selbst anpackt." Diese Einstellung habe ihn früh in die Politik gebracht. Sein Leitsatz laute "Gerechtigkeit und gerechte Chancen für alle Menschen". Seine Freizeit gehört der Familie, und wenn dann noch Zeit bleibt, wird Tennis gespielt oder gelaufen, lässt er in seinem Steckbrief wissen.
(APA)