Bühne

Volkstheater Wien zum Berliner Theatertreffen eingeladen

Ein Bild vom Ernst-Jandl-Abend im Volkstheater.
Ein Bild vom Ernst-Jandl-Abend im Volkstheater.Ostermann/Volkstheater
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Mit "humanistää!" ist das Volkstheater erstmals seit 1970 beim Leistungstreffen deutschsprachiger Theater mit dabei.

Nach der Renovierung leidet das Volkstheater unter starkem Publikumsschwund, kann sich nun aber über einen Erfolg freuen: Mit dem Jandl-Abend "humanistää! eine abschaffung der sparten" in der Regie von Claudia Bauer ist das Haus nach 1970 ("Change") zum zweiten Mal zum Berliner Theatertreffen eingeladen. „Der bunte Jandl-Abend ,humanistää!' hat starke Momente, vor allem im puppenhaft Entfremdeten, zerbirst am Ende aber ins Schrille“, schrieb die „Presse“ in der Kritik zum Ernst-Jandl-Abend.

Zudem wurde auch die eben erst für den Mülheimer Dramatikerpreis nominierte Koproduktion "All right. Good night." von Helgard Haug, die am 30. und 31. März am Volkstheater zu sehen ist, eingeladen. Das gab die Jury heute in Berlin bekannt. 

"Ich freue mich unheimlich, dass wir in unserer ersten richtigen Spielzeit mit gleich zwei Produktionen beim Theatertreffen vertreten sind. Unglaublich. Ich bin so stolz auf das ganze Team und das Haus, das dies ermöglicht hat", ließ Direktor Kay Voges in einer ersten Reaktion verlauten. Mit der Einladung nach Mülheim und den beiden Theatertreffen-Einladungen sei dem Haus ein Hattrick gelungen.

Die Jury sucht jeweils die zehn ihrer Meinung nach bemerkenswertesten Inszenierungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz aus. Mit sechs Einladungen an Regisseurinnen wurde auch im dritten Jahr die selbst auferlegte Frauenquote übererfüllt. Darunter ist auch die 37-jährige Polin Ewelina Marciniak, die bei den kommenden Salzburger Festspielen auf der Perner-Insel "Iphigenia" inszenieren und dabei die Blicke von Autoren wie Euripides, Racine oder Goethe auf die weibliche Antikenfigur vereinen und fortschreiben wird. Sie wurde für ihre Mannheimer Inszenierung von "Die Jungfrau von Orleans" nach Friedrich Schiller erstmals eingeladen. Eine erste Einladung gab es auch für die junge, ebenfalls in Wien bekannte Regisseurin Pinar Karabulut.

Für Yael Ronen (inszenierte u.a. auch in Graz und am Volkstheater Wien) und für Claudia Bauer gab es hingegen jeweils die vierte Einladung, für Christopher Rüping sogar bereits die fünfte. Fünf der eingeladenen Bühnen werden von Frauen geleitet, hob Theatertreffen-Leiterin Yvonne Büdenhölzer hervor. Gleich sieben Uraufführungen seien im Zehner-Tableau.

Sichtungen und Jury

Insgesamt wurden 540 Inszenierungen (davon 200 von Regisseurinnen) in 63 Städten gesichtet, davon wurden 32 Arbeiten vorgeschlagen und diskutiert.

Berücksichtigt wurden Premieren, die im Zeitraum 6. Februar 2021 bis 28. Jänner 2022 stattfanden.

Die Kritiker-Jury bestand heuer aus Georg Kasch, Sabine Leucht, Katrin Ullmann, Sascha Westphal, Franz Wille, aus Österreich war Petra Paterno mit dabei, aus der Schweiz Mathias Balzer.

Das Theatertreffen soll von 6. bis 22. Mai stattfinden. "Wir gehen zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass wir ein Präsenzfestival sein können", sagte Büdenhölzer, die das Theatertreffen seit 2012 verantwortete. Sie kündigte an, dass die kommende Festival-Ausgabe ihre letzte sein werde, da sie "ein sehr schönes Angebot" bekommen habe. Was sie ab 2023 machen wird, soll nach dem Theatertreffen bekannt gegeben werden. Bei den Salzburger Festspielen ist die Position der Schauspielleitung ab Herbst 2023 vakant. Informationen zur Nachfolge beim Theatertreffen "werden voraussichtlich im Sommer bekannt gegeben", hieß es in einer Aussendung.

Zum Berliner Theatertreffen ausgewählt wurden:

  • "Die Jungfrau von Orleans" nach Friedrich Schiller, Regie: Ewelina Marciniak, Nationaltheater Mannheim
  • "Der Tartuffe oder Kapital und Ideologie" nach Molière und nach Thomas Piketty, Regie: Volker Lösch, Staatsschauspiel Dresden
  • "Like Lovers Do (Memoiren der Medusa / Memoirs of Medusa)" von Sivan Ben Yishai, Regie: Pinar Karabulut, Münchner Kammerspiele
  • "All right. Good night" von Helgard Haug (Rimini Protokoll), Regie: Helgard Haug, Koproduktion von Rimini Apparat u.a. mit Volkstheater Wien und Hebbel am Ufer
  • "Doghnuts" von Toshiki Okada, Regie: Toshiki Okada, Thalia Theater Hamburg
  • "Das neue Leben - Where do we go from here" frei nach Dante Aligheri, Meat Loaf und Britney Spears, Regie: Christopher Rüping, Schauspielhaus Bochum
  • "Die Ruhe" Eine Performance-Installation von SIGNA, Regie: Signa Köstler, Deutsches Schauspielhaus Hamburg
  • "Slippery Slope. Almost a Musical" von Yael Ronen, Shlomi Shaban und Riah Knight, Itai Reicher, Regie: Yael Ronen, Maxim Gorki Theater Berlin
  • "humanistää! eine abschaffung der sparten" nach Ernst Jandl, Regie: Claudia Bauer, Volkstheater Wien
  • "Ein Mann seiner Klasse" nach Christian Baron, Regie: Lukas Holzhausen, Schauspiel Hannover

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