Nachruf

Der Ahn der Wutbürger wurde 101 Jahre alt

Richard Nimmerrichter (1920–2022).
Richard Nimmerrichter (1920–2022). FOLTIN Jindrich / WB
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Als „Staberl“ goss er seine Empörung und seine Ressentiments in Kolumnen, seine Gegner – und da gab es viele – antworteten mit entsprechender Erregung: Richard Nimmerrichter war eine singuläre österreichische Medienfigur.

„Bitte um eine gute Nachred!“ Unter diesem Titel verabschiedete sich Richard Nimmerrichter im März 2001 nach 36 Jahren von seiner Staberl-Kolumne in der „Kronen Zeitung“. Diesen Wunsch meinte er wohl nicht ganz ernst: Er wusste, dass er wie kein anderer Kolumnist polarisierte, dass er für viele, durchaus nicht nur für prononcierte Linke, ein Feindbild war. Und er stand dazu. Er wisse, dass seine Kolumne nicht nur lese, wer seiner Meinung sei, erklärte er in einem Interview: „Es ist ein atavistisches Bedürfnis des Menschen, sich zu ärgern.“

Dieses Bedürfnis befriedigte Nimmerrichter mit Hingabe. Er geißelte „Turnpatschenmarschierer“, „Kryptokommunisten“ und die ihm besonders zuwidere Frauenstaatssekretärin Johanna Dohnal, Josef Cap nannte er einen „linksrabiaten und krawattenlosen Paraderevoluzzer“. Den „Emanzen“ empfahl er „Bodenschrubben, Stiefelputzen oder die sogenannte Häuseltour“; das heute sogenannte N-Wort verwendete er gern, um den Afrikanern zu bescheiden, dass sie es in Südafrika unter der Apartheid ohnehin am besten hätten, und dass man manchen ihrer Politiker die Schuhe nur unter Vollnarkose anziehen hätte können. Dergleichen schrieb er wirklich! Er höhnte gern, noch öfter aber ließ er sich von der Wut reiten: Dann ballte sich, wie er gern schrieb, „vor Empörung die Faust im Hosensack“.

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Immer wieder beschäftigte Nimmerrichter den Presserat und musste mehrfach vor Gericht erscheinen, den Ruf eines Brachial-Kolumnisten hat er sich über Jahrzehnte verdient. (Archivbild 2001)
"Krone"-Kolumnist

"Staberl" Richard Nimmerrichter im Alter von 101 gestorben

Unter seinem bekannten Pseudonym „Staberl“ schrieb Nimmerrichter seit 1965 Kolumnen für die „Krone", mit denen er durchaus polarisierte.

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