Am Mittwoch erntete „Alcarràs“, Carla Simóns Porträt einer katalonischen Bauernfamilie, den Berlinale-Hauptpreis. Auch Ruth Beckermann und Kurdwin Ayub wurden mit Trophäen bedacht. Ulrich Seidls „Rimini“ ging leer aus.
Sie wolle ihren Preis den Menschen widmen, die das Land kultivieren, meinte die gebürtige Spanierin Carla Simón am Mittwochabend auf der Bühne des Berlinale–Palastes, nachdem ihr der Goldene Bär für den Besten Film überreicht wurde. Und markierte somit die politischen Vorzeichen, unter denen ihr Triumph bei den Berliner Filmfestspielen gelesen werden kann: Als Fanal für jene Agrarbetriebe, die im gegenwärtigen Fortschrittsfuror – selbst im ökologisch bewussten – oft am Wegesrand zurückgelassen werden.
Simóns zweiter Langspielfilm „Alcarràs“ ist das einfühlsame Porträt einer katalonischen Bauernfamilie, deren Lebensgrundlage von einem Solarpark und steigenden Preisen bedroht wird. In luftiger, naturalistischer Weise, die ein wenig an die Filme Alice Rohrwachers erinnert, folgt sie dem Alltag der geschäftigen Sippe, Frauen, Männern und Kindern. Die stets anheimelnd sonnigen Bilder von der Arbeit auf einer altgedienten Pfirsichplantage könnten dabei fast darüber hinwegtäuschen, dass die Hauptfiguren in wirtschaftlicher Bedrängnis sind. Schleichend zeigt sich, wie die drohende Zwangsräumung das Zwischenmenschliche unterhöhlt, wie sich die Angst vor dem Aus Bahn bricht, bei jedem Familienmitglied auf andere Weise. So schafft der Film einen beachtlichen Spagat zwischen dem Privaten und dem Politischen, ohne je zu einer platten Öko-Predigt zu verkommen.