Steuerbegünstigter Diesel

Erste Tankstellen über zwei Euro: Warum Diesel nun teurer als Benzin ist

Tankstellen in Tirol überschritten die 2-Euro-Grenze bereits am Montag.
Tankstellen in Tirol überschritten die 2-Euro-Grenze bereits am Montag.(c) IMAGO/Pixsell (IMAGO/Srecko Niketic/PIXSELL)
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Die Zwei-Euro-Grenze pro Liter an der Tankstelle ist überschritten. Auch der sonst günstigere Diesel ist an den Zapfsäulen nun teurer als Benzin. Wie kommt es dazu?

Der ÖAMTC hat erste Tankstellen mit einem Diesel- und Benzinpreis über zwei Euro pro Liter ausgemacht. Als erstes aufgeschlagen ist dabei gestern, Montag, eine Autobahntankstelle von BP am Brenner in Tirol. Diesel kostete 2,099, Eurosuper ebenfalls 2,099, für die Premiummarke "Ultimate" wurde für beide Treibstoffe 2,299 Euro/Liter verlangt. Der VCÖ bemerkt indes einen vermehrten Tanktourismus. Und während Österreich bei einem Preisdeckel zögert, hat Ungarn diesen umgesetzt. In Deutschland kostete Superbenzin heute bereits 2,008 Euro je Liter, bei Diesel waren es 2,032 Euro.

Hoher Preis übersteigt Dieselbegünstigung

Russlands Krieg gegen die Ukraine hat die Spritpreise erneut auf Rekordhöhen getrieben. Seit kurzem ist sogar Diesel in Österreich an der Zapfsäule teurer als Benzin. Im Schnitt drei Cent teurer als Super. Die um 8,5 Cent pro Liter geringere Mineralölsteuer werde durch höhere Marktpreise mehr als wettgemacht, so der ÖAMTC.

Diesel sei in der Regel am Markt teurer als Benzin, der Unterschied werde aber in Österreich durch die geringere Besteuerung verringert, sodass der Preis je Liter an der Tankstelle niedriger ist. Aktuell ist allerdings die Nachfrage nach Heizöl und der hohe Ölpreis Schuld am hohen Preis für Diesel.

>> Importstopp für Öl und Gas? Europa greift zur letzten Karte

Am Montag kostete Super in Österreich im Schnitt 1,662 Euro, Diesel 1,693 Euro. Am Dienstag ist der Preis an manchen Tankstellen bereits über zwei Euro gestiegen. Zum Vergleich: Vor der Pandemie lag der Dieselpreis an der Tankstelle bei 99 Cent. Im März 2021 kostete Diesel 1,159 und Super 1,218 Euro je Liter.

In Deutschland noch teurer

Bei unseren deutschen Nachbarn hat ein Liter Benzin am Montag im Durchschnitt noch 1,965 Euro gekostet. Diesel stieg auf 1,984 Euro. Dass Diesel derzeit teurer als Super E10 ist, liegt laut dpa nach Einschätzung des ADAC an der im Moment sehr hohen Nachfrage nach Heizöl.

"Das ist eigentlich saisonuntypisch, aber offenbar kaufen die Leute derzeit Heizöl, weil sie nicht wissen, wie es im kommenden Winter wird", erklärte ein ADAC-Sprecher in München.

Steuerliche Begünstigung auf Diesel

Die Mineralölsteuer in Österreich beträgt derzeit pro Liter Diesel 0,397 Euro. Bei Benzin beträgt die Steuer 0,482 Euro und bei Heizöl mit einem Schwefelgehalt von höchstens 10 mg pro Kg sind es 0,098 Euro.

Nach dem im Jahr 2012 beschlossenen Sparpaket wurden die Begünstigungen für Agrardiesel, Schienenfahrzeuge und Flüssiggas im Ortslinienverkehr gestrichen.

Die steuerliche Begünstigung auf Diesel belief sich übers gesamte vergangene Jahr gerechnet auf rund 660 Millionen Euro, geht aus Berechnungen des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) hervor. Seit 2010 sei Diesel insgesamt mit fast 8 Milliarden Euro subventioniert worden. Im Vorjahr sei der Treibstoff um rund 6 Cent pro Liter billiger gewesen als Eurosuper. Der Verband fordert weiterhin die Abschaffung des Steuerprivilegs für Diesel.

„Anstieg auf 2,50 Euro steht bevor“

Entspannung ist nicht in Sicht: Ein möglicher Importstopp für Öl aus Russland hat die Ölpreise zum Wochenauftakt auf den höchsten Stand seit 2008 getrieben. Für Kunden an der Tankstelle bedeutet das immer höhere Preise für Treibstoff. Experten in Deutschland gehen von einem Anstieg der Spritpreise auf 2,50 Euro in den nächsten Monaten aus.

Zwischenzeitlich stieg der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent um bis zu knapp 18 Prozent auf 139,13 Dollar und lag damit in der Nähe des Rekordniveaus von fast 150 Dollar aus dem Sommer 2008. Damit beschleunigte sich der Anstieg des Ölpreises der vergangenen Tage.

>> Die aktuellen Preise an Tankstellen in Ihrer Nähe können Sie beim Spritpreisvergleich des Bundesministeriums einsehen.

(Red., Apa)

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