Analyse

Zieht auch Belarus in den "Bruderkrieg"?

Belarusian troops take part in a military training in Brest Province, Belarus on Friday on March 4, 2022. Belarus may be
Belarusian troops take part in a military training in Brest Province, Belarus on Friday on March 4, 2022. Belarus may beIMAGO/UPI Photo
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Putin könnte das Regime in Minsk zum Eingreifen in der Ukraine zwingen. Aber der Krieg ist dort unpopulär. Und wird unter anderem von belarussischen Eisenbahnern sabotiert.

Wien/Minsk. Der Widerstand ist auf Schiene. Im Wortsinn. Immer wieder sollen Kriegsgegner das Eisenbahnnetz in Belarus manipuliert haben, um die Russen von Nachschub abzuschneiden. „Helden“, lobte ein Berater der Oppositionspolitikerin Swetlana Tichanowskaja auf Twitter, würden Züge der Russen stoppen und ihre Ausrüstung beschädigen. In den sozialen Netzwerken wird eine Landkarte von Belarus gereicht, auf der Sabotageakte am Eisenbahnnetz eingezeichnet sind. Im Norden. Im Süden. Im Osten. Im Westen. Unabhängig bestätigen lässt sich das zwar nicht. Aber auch der Chef der ukrainischen Eisenbahn pries jene „ehrlichen“ Belarussen, die Moskau sabotieren würden, wo es nur geht. Am Wochenende soll jedenfalls kein einziger Zug aus Belarus gen Ukraine gerollt sein. Details könne er keine nennen. Zu gefährlich für die mutigen Saboteure unter den Eisenbahnern.

Putins Vasall in Minsk

Das ist die eine Seite dieser Geschichte. Sie handelt vom belarussischen Widerstand. Vom „Schienenkrieg“ gegen Putins Armee. Aber es gibt noch ein andere. Sie erzählt die Geschichte vom offiziellen Belarus. Vom Regime. Von Machthaber Alexander Lukaschenko (67), der 2020 die Wahlen im eigenen Land manipuliert hat, Protestierende hernach ins Gefängnis und sich selbst in die Arme des Kreml geworfen hat. Lukaschenko ist seither nur noch Präsident von Wladimir Putins Gnaden. Er weiß das. Auch deshalb ist sein Land in diesem Krieg Aufmarschgebiet für Putins Armee. Und Munitionslager. Lazarett. Abschussrampe. Ohne Belarus hätte Putin Kiew nicht angreifen können. Nicht so, wie er es getan hat, also auch westlich des Dnjepr. Seit Wochen quält die Frage, ob Belarus nicht doch auch mit eigenen Truppen in den Krieg gegen das „Brudervolk“ zieht. Denn die Ukraine wird für Putins Angreifer zum Massengrab. Je größer die Verluste, desto höher das Risiko, dass Putin nach Verstärkung aus Belarus schreit.

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