Interview

Juri Andruchowytsch: „Es gibt etwas viel, viel Schlimmeres als den Tod“

„Die ,große‘ russische Kultur war eine Komfortzone für Putins Pläne. Man muss die Russen aus dieser Komfortzone zwingen“: Andruchowytsch (62) in seiner Heimatstadt Iwano-Frankiwsk.
„Die ,große‘ russische Kultur war eine Komfortzone für Putins Pläne. Man muss die Russen aus dieser Komfortzone zwingen“: Andruchowytsch (62) in seiner Heimatstadt Iwano-Frankiwsk.(c) Yana Stefanyshyn
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Juri Andruchowytsch, einer der bekanntesten ukrainischen Schriftsteller, bleibt kampfbereit im Land. Über die Tödlichkeit westlicher Angst, „Große“ Kultur als Kriegstreiberin und einen Tyrannenmord. Aber auch über die Sprache, „die man früher Russisch nannte“.

Sie sind immer noch in Ihrer Heimatstadt Iwano-Frankiwsk, wollen Sie auch weiter hierbleiben?

Juri Andruchowytsch: Ja, ich bin einfach bei mir zu Hause, ich glaube, das ist die beste Entscheidung. Unsere Stadt liegt im Hinterland und ist in puncto Sicherheit offenbar nicht schlecht aufgestellt.

Sie sind jetzt 62 Jahre alt, haben Sie gar nicht überlegt, das Land zu verlassen?

Das wäre mir unerträglich. Viele, die das Land verlassen haben, erleben jetzt riesige Schuldgefühle. Das ist viel schlimmer, als hierzubleiben. Ich habe einmal gesagt, die schlaflosen Nächte bleiben sowieso schlaflos, auch im Ausland. Es ist verständlich und richtig zu gehen, wenn es um Kinder geht, um Leute, die sich nicht wehren können. Aber ich? Ich bin schon 62 und hatte im Grunde ein durch und durch glückliches Leben. Es ist für mich absolut logisch hierzubleiben.

In Ihrem Alter müssten Sie nicht zur Waffe greifen, wollen Sie das trotzdem?


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