China

In Shanghai wächst die Wut über den Lockdown

Alltag in der abgeriegelten Millionenmetropole Shanghai:  In der Stadt wird nun auch das Essen knapp, im Bild die Verteilung von Rationen an Bewohner.
Alltag in der abgeriegelten Millionenmetropole Shanghai: In der Stadt wird nun auch das Essen knapp, im Bild die Verteilung von Rationen an Bewohner. APA/AFP/STR
  • Drucken

Nach dem Covid-Ausbruch kehrt in der abgeriegelten Millionenstadt Shanghai die Angst vor Hunger zurück. Der Frust entlädt sich in verzweifelten Hilferufen der Bevölkerung. Doch nichts deutet auf ein Ende des gnadenlosen Zwangsmaßnahmen hin.

Der Mann läuft im Kreis, eingesperrt wie ein Panther im Käfig. Voller Innbrunst schreit er durch den Innenhof seiner abgeriegelten Wohnanlage: „Was soll ich essen? Was soll ich trinken? Ihr treibt die Leute in den Tod“. In seiner Verzweiflung klagt der Chinese lautstark darüber, dass Großmutter weggesperrt sei, ihm das Ersparte ausgehe und die Regierung die Bewohner im Stich lasse. Als ihm eine Nachbarin beruhigen möchte, entgegnet er: „Es ist mir egal, soll mich doch die Kommunistische Partei abführen. Wo ist der Kommunismus jetzt? Ihr Bastarde!“


Es ist schwer mitanzusehen, wie die wohlhabendste Stadt Chinas innerhalb weniger Wochen in eine Geisterstadt verwandelt wurde, in der längst vergessen geglaubte, existenzielle Ängste in den Alltag der Menschen zurückgekehrt sind. Die Leute fürchten um ihre Lebensmittelvorräte, oder dass ihre eigenen Kinder im Fall einer Infektion von den Behörden abgeführt werden könnten. Was in Shanghai derzeit im Namen der „Null Covid“-Strategie passiert, ist regelrecht beschämend.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Mit der Ankunft von Omikron und der sich schnell verbreitenden BA.2-Variante wird Chinas Null-Covid-Strategie auf eine harte Probe gestellt.
Corona

Shanghai will strengen Lockdown schrittweise lockern

Wo es in den vergangenen zwei Wochen keine Fälle gegeben hat, wird die Ausgangssperre aufgehoben und lediglich von einem "Vorbeugungsgebiet" gesprochen.
"Es gibt in der Stadt ein starkes Gefühl der Ungewissheit. Es wird angefacht durch einen Mangel an Versorgung, endlose Lockdowns und eine wirklich große Gefahr, in eines der zentralen Quarantäne-Lager geschickt zu werden", heißt es.
Corona

Shanghai trennt infizierte Kinder von Eltern

Shanghai ist in einer „Art Ausnahmezustand". Es gelten weiträumige Ausgangssperren, denn China verfolgt eine strikte Null-Covid-Strategie. Große Empörung löste die Praxis aus, dass kleine Kinder von ihren Eltern getrennt werden.
Drakonische Härte angesichts von Omikron: In Shanghai werden Kleinkinder im Fall einer Ansteckung von ihren Eltern getrennt.
Pandemie

In Shanghai zerschellt Chinas Propaganda an der Realität

Das dogmatische Festhalten von Staats- und Parteichef Xi Jinping am chinesischen „Null Covid“-Kurs ist der größte innenpolitische Fehler seiner bisherigen Amtszeit. Doch mithilfe eines dystopischen Zensurapparats wird er auch diese Krise überstehen.
Die Null-Covid-Strategie, die Chinas Regierung verfolgt, wird durch Omikron auf eine harte Probe gestellt.
Covid-19

Neue Massentests in Shanghai, Großteil der Stadt im Lockdown

Alle 26 Millionen Einwohner sind aufgerufen worden, sich auf Corona zu testen. Obwohl in Shanghai der Lockdown im Osten und Süden ursprünglich am Freitag auslaufen sollte, werden voraussichtlich bis nächstes Wochenende überall dort Ausgangssperren beibehalten, wo Infektionen entdeckt worden sind.
Strikter Lockdown in Shanghai: Der Unmut über die Maßnahmen wächst täglich.
China

In der Finanzmetropole Shanghai ist Gemüse nun die wertvollste Währung

Banker tauschen Chips gegen Kohl, Anwälte klagen über leere Vorratskammern: Das ist die „neue Normalität“ im wegen Corona abgeriegelten Shanghai.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.