Genozid

Welttag der Roma und Sinti: Mahnmal soll in Wien errichtet werden

Im Gegegensatz zu vielen Holocaust-Denkmälern, soll die neue Gedenkstätte keine Steinmauer werden.
Im Gegegensatz zu vielen Holocaust-Denkmälern, soll die neue Gedenkstätte keine Steinmauer werden.APA/GEORG HOCHMUTH
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Österreich hat kein einziges Mahnmal, das speziell dem Genozid an Roma und Sinti während des Nationalsozialismus gedenkt. Pünktlich zum heutigen Welttag liegt die Forderung im Hohen Haus vor.

Über eine halbe Million Roma und Sinti wurden während des Zweiten Weltkriegs von den Nationalsozialisten ermordet. In Österreich waren es zwischen 4000 und 5000 Angehörige der Gruppen, die aus den Konzentrationslagern nicht wieder zurückgekehrt sind. In Österreich werde dieser Umstand in den Schulen oftmals nicht gelehrt, klagt die Gemeinschaft. Das Bewusstsein für die Geschichte oder gar die Existenz der Roma und Sinti würde einen großen weißen Fleck in Österreichs kollektivem Wissensstand bilden. So gibt es auch nach wie vor kein einziges Denkmal, dass allein den Weltkriegsopfern der Personengruppe gewidmet ist. Das soll sich nun ändern. Am heutigen Welttag der Roma und Sinti liegt im Hohen Haus ein Forderungskatalog vor. Dieser wurde gestern von Vertretern eingebracht, wie der „Standard“ berichtet.

Erst im November 2021 wurde eine Shoah-Namensmauer vor der Nationalbank eröffnet. Diese enthält in Oberbegriffen die Listen zu den während des Nationalsozialismus in Österreich Verfolgten. Darunter sind auch Roma und Sinti. Interessensvertretern ist genau diese Anonymität und das „Mitmeinen“ aber ein Dorn im Auge. Es brauche dringend ein eigenes Monument, um die Opfer unter den Roma und Sinti anständig zu würdigen. Man wünscht sich ein Mahnmal für den „Porajmos“, zu Deutsch „das Verschlingen“, wie der Holocaust auf Romanes genannt wird. Dieses soll möglichst zentral in Wien errichtet werden, um künftige Generationen an die Gräueltaten gegenüber der Gruppe zu erinnern. Idealerweise soll der nächste Welt-Roma-Tag am 8. April 2023 schon mit einem bestehenden Denkmal stattfinden.

Altes AKH als möglicher Standort

Mögliche Plätze für das Denkmal sind der Platz der Menschenrechte oder der Ceija-Stojka-Platz im siebten Gemeindebezirk, der Dr.-Karl-Lueger-Platz im ersten und das Alte AKH im neunten Bezirk. Nationalratsabgeordnete der Grünen und Gedenkpolitik-Sprecherin Eva Blimlinger spricht sich im „Standard"-Interview für das Alte AKH als Standort aus. Der geschützte Innenhof würde sich ideal für das Format anbieten, das sich die Volksgruppen für das Denkmal wünschen. „Ich kann mir QR-Codes vorstellen, die ins Netz zu Videos und Infos führen“, sagt Blimlinger, der eine virtuelle Gedenkstätte vorschwebt. So könnten im Gegensatz zu einer klassischen Steintafel hier auch Namen nachträglich ergänzt werden.

Egal, für welchen Standort man sich letztlich entscheidet, wichtig sein in erster Linie, dass es „zu einer Einigung zwischen allen Gruppen gekommen“ sei, sagt Blimlinger. Das sei insbesondere auch Studierenden aus den entsprechenden Interessensgruppen zu verdanken. Es gäbe mittlerweile aus allen politischen Parteien Unterstützung für das Denkmal. So unterstützt auch Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka das Unterfangen. Die Europa-Abgeordneten Lukas Mandl (ÖVP) und Andreas Schieder (SPÖ) fordern außerdem, den 2. August künftig zum Gedenktag für Roma und Sinti zu erklären. 1944 wurden an diesem Tag 3000 Roma und Sinti im Vernichtungslager Auschwitz getötet.

(vahe)

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