Nehammer bei seinem Ukraine-Besuch am Wochenende in Butscha.
Analyse

Die Inszenierung der Kanzler-Visiten im Osten

Mit den Besuchen in Kiew und Moskau schlägt Karl Nehammer erste Pflöcke seiner Kanzlerschaft ein. Ex-„Bild“-Chef Kai Diekmann kümmert sich um die mediale Begleitmusik.

Wien. Wenn der ehemalige „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann als Berater einen Politiker begleitet, geht es immer auch darum, dass das Sein den gewünschten Schein bekommt. Dieser Tage weicht Diekmann ÖVP-Kanzler Karl Nehammer nicht von der Seite, der mit seinen Besuchen in der Ukraine und Russland die ersten großen Pflöcke seiner Kanzlerschaft einschlägt. Die Unterfangen sind symbolisch und emotional aufgeladen sowie innen- und außenpolitisch riskant.

Dass Nehammer zum Bundeskanzler wurde, hat er weniger selbsterkämpften Wählerstimmen als vielmehr für die ÖVP unangenehmen Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) zu verdanken. Sein Vorgänger Sebastian Kurz schied wegen Korruptionsvorwürfen Ende Oktober aus der Politik und übergab ihm das Szepter für Land und Partei. Nehammer bemüht sich seitdem um das Image eines Kanzlers, der das Land mit ruhiger Hand führt. Der vereinen kann und Aggression aus Konflikten nehmen will. Er will als jemand wahrgenommen werden, der Brücken schlagen kann. Die neue Parteistrategie steht also in der Tradition des viel gepredigten „Miteinanders“, das die ÖVP-Niederösterreich im vergangenen Wahlkampf so erfolgreich machte.

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