Großbritannien

"Partygate" in Downing Street: Premier Johnson muss Strafe zahlen

Ein Archivbild aus dem Oktober 2021 von Finanzminister Sunak und Premier Johnson bei einem Besuch bei einer Brauerei in Bermondsey im Süden Londons.
Ein Archivbild aus dem Oktober 2021 von Finanzminister Sunak und Premier Johnson bei einem Besuch bei einer Brauerei in Bermondsey im Süden Londons.APA/AFP/POOL/DAN KITWOOD
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Die Partys während strenger Coronamaßnahmen im Amtssitz des britischen Premierministers bleiben nicht ohne Folgen für Johnson und Finanzminister Sunak.

In der "Partygate"-Affäre um verbotene Feiern während des Corona-Lockdowns in der Downing Street muss Premierminister Boris Johnson ein Strafgeld zahlen. Das bestätigte eine Regierungssprecherin am Dienstag der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge, nachdem die Londoner Polizei mehr als 50 Strafgelder gegen Beteiligte verhängt hatte. Auch Finanzminister Rishi Sunak soll eine Strafe zahlen müssen. Oppositionsführer Keir Starmer forderte den Rücktritt der beiden.

"Boris Johnson und Rishi Sunak haben das Gesetz gebrochen und das britische Volk wiederholt angelogen. Sie müssen beide zurücktreten", twitterte Starmer. Auch Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon von der Schottischen Nationalpartei (SNP) sowie der Londoner Labour-Bürgermeister Sadiq Khan forderten Johnson auf, sein Amt aufzugeben. Labour-Chef Starmer hatte in der Hochphase des Skandals wiederholt den Rücktritt Johnsons gefordert, allerdings diese Forderung nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges zuletzt zurückgenommen.

Führungsstreit seit Ukrainekrise vorerst abgewendet

Details über Art der Vorwürfe und Höhe der Geldstrafen wurden zunächst nicht mitgeteilt. Die "Partygate"-Affäre hatte Johnson schwer unter Druck gesetzt. Er musste sich über Wochen auch gegen Rücktrittsforderungen aus den eigenen Reihen seiner Konservativen Partei zur Wehr setzen, da er Partys in seinem Amtssitz geduldet und bei einigen auch dabei gewesen sein soll. Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine sitzt Johnson wieder fester im Sattel. Mehrere Parteikollegen änderten ihre Meinung, da sie in einer so instabilen politischen Weltlage keine innenpolitische Führungskrise riskieren wollten.

Die Metropolitan Police untersucht zwölf Veranstaltungen aus den Jahren 2020 und 2021. Damals galten im Zuge der Pandemie strenge Kontaktbeschränkungen. Mehr als 100 Beschäftigten und Mitarbeitern der Regierung, auch Johnson und seiner Ehefrau, waren von der Polizei Fragebögen zugeschickt worden. Die Ermittlungen laufen noch immer, weitere Strafen könnten folgen. Man bemühe sich, die immer noch laufenden Ermittlungen schnellstmöglich voranzutreiben, hieß es am Dienstag von Scotland Yard. In den meisten Fällen soll es sich um Geldstrafen von 50 Pfund (rund 60 Euro) handeln.

(APA/Reuters)

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