Ukraine-Krieg

Raketentreffer oder Munitionspanne? Russisches Kriegsschiff im Schwarzen Meer explodiert

Archivbild der "Moskwa" aus dem Jahr 2013, als der Raketenkreuzer im Hafen von Sewastopol am Schwarzen Meer stationiert war.
Archivbild der "Moskwa" aus dem Jahr 2013, als der Raketenkreuzer im Hafen von Sewastopol am Schwarzen Meer stationiert war. REUTERS
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Der Kreml spricht von einer Munitionsexplosion infolge eines Brandes auf der "Moskwa". Von ukrainischer Seite heißt es, zwei Marschflugkörper hätten das Schiff getroffen.

Das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte ist nach einer Explosion schwer beschädigt - laut dem ukrainischen Präsidentenberater Olexij Arestowytsch ist der Raketenkreuzer "Moskwa" sogar gesunken. Das russische Verteidigungsministerium hatte zuvor erklärt, ein Feuer habe die Explosion von Munition an Bord verursacht. Der Gouverneur der ukrainischen Region um den Schwarzmeerhafen Odessa behauptete dagegen, das Schiff sei von zwei ukrainischen Raketen getroffen worden.

"Wo ist die "Moskwa"? Sie ist gesunken", schrieb Arestowytsch am Donnerstag auf Twitter und bei Telegram. Bestätigungen für diese Behauptung lagen aber zunächst nicht vor. Das ukrainische Fernsehen griff Arestowytschs Tweet trotzdem auf. Russland sprach lediglich von schweren Schäden. Die Besatzung wurde laut Moskau evakuiert.

Wie der Gouverneur Martschenko in einem Online-Post erklärte, ist die "Moskwa" von zwei ukrainischen Neptun-Marschflugkörpern getroffen worden. Beweise konnte er allerdings nicht vorlegen. Das ukrainische Verteidigungsministerium reagierte bisher nicht auf eine Bitte um Stellungnahme.

Besatzung von mehr als 500 Matrosen

Das Kriegsschiff habe eine Besatzung von mehr als 500 Matrosen, sagte der ukrainische Präsidentenberater Olexij Arestowytsch am Mittwoch in einem Interview. Es wiegt rund 11.500 Tonnen.

Die "Moskwa" soll unter anderem an der Eroberung der ukrainischen Schlangeninsel zu Kriegsbeginn vor knapp sieben Wochen beteiligt gewesen sein. Russischen Nachrichtenagenturen zufolge ist die 1983 in den Dienst der Schwarzmeerflotte gestellte "Moskwa" unter anderem mit 16 Anti-Schiffs-Marschflugkörpern vom Typ "Vulkan" ausgestattet, die eine Reichweite von mindestens 700 Kilometern haben.

Der Berater des ukrainischen Innenministers, Anton Heraschtschenko, deutete in einem Beitrag in sozialen Netzwerken an, das Kriegsschiff sei mit einer Rakete des Typs Neptun getroffen worden. Die ukrainische Eigenentwicklung hat eine Reichweite von 280 Kilometern.

Kämpfe im Osten werden intensiver

Die Kämpfe zwischen den am 24. Februar in die Ukraine einmarschierten russischen Truppen und der ukrainischen Armee konzentrieren sich unterdessen immer mehr auf den Osten des Landes. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij sagte, dass sich immer mehr russische Militär-Konvois auf den Weg in den Südosten der Ukraine machten. Raketen-, Bomben- und Artillerieangriffe würden von den Angreifern weiter fortgesetzt, sagte Selenskij in seiner abendlichen Videoansprache.

Ukrainische Streitkräfte wehrten eigenen Angaben zufolge acht russische Angriffe in den östlichen Regionen Donezk und Luhansk ab. Das russische Verteidigungsministerium hatte am Mittwoch erklärt, dass sich in der belagerten Stadt Mariupol 1026 ukrainische Soldaten ergeben hätten. Heute sollen nach Angaben der stellvertretenden ukrainischen Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk neun Fluchtkorridore zur Evakuierung von Städten im Osten des Landes geöffnet werden. Eine der Routen soll demnach aus Mariupol führen. Weitere seien unter anderem für die Städte Berdjansk, Tokmak und Enerhodar vorgesehen. Die Korridore sollen öffnen, sofern die russischen Truppen ihren Beschuss einstellen, erklärt Wereschtschuk.

Abzug aus Nordwesten angeblich abgeschlossen

In europäischen Sicherheitskreisen hieß es nach Reuters-Informationen, der russische Abzug aus dem Nordwesten der Ukraine sei mittlerweile vollständig abgeschlossen. Die Ukraine kontrolliere dort wieder die Grenze zum Nachbarn Belarus. Die in Belarus stationierten russischen Verbände seien zum größten Teil nach Osten verlagert worden, um die ukrainische Donbass-Region anzugreifen. Dort kontrollieren prorussische Separatisten bereits seit 2014 die Gebiete um die Städte Luhansk und Donezk. Die russische Regierung hatte es als Ziel der Angriffe genannt, die gesamte rohstoffreiche Donbass-Region zu erobern.

Unterdessen kündigten westliche Länder weitere Waffenlieferungen an die Ukraine an. Die USA wollen als Teil ihrer neuen Militärhilfe im Umfang von 800 Millionen Dollar erstmals auch Haubitzen an die Ukraine liefern. Damit beläuft sich die bisherige Militärhilfe der USA auf mehr als 2,4 Milliarden Dollar. Die US-Regierung listete die geplanten Lieferungen an Militärmaterial detailliert auf.

(APA/Reuters/dpa)

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