Todesfall

„Ostbahn-Kurti“ Willi Resetarits ist verstorben

Willi Resetarits 2015 im Gespräch mit der "Presse".
Willi Resetarits 2015 im Gespräch mit der "Presse". Clemens Fabry
  • Drucken

Der bekannte österreichische Sänger Willi Resetarits verunglückte am Sonntag im Alter von 73 Jahren. Er war insbesondere als die Bühnenfigur „Ostbahn-Kurti“ oder „Dr. Ostbahn“ bekannt.

Der österreichische Sänger Willi Resetarits, bekannt unter seinem Künstlernamen "Ostbahn-Kurti", ist tot. Er verunglückte am Sonntag, im Alter von 73 Jahren, wie seine Familie bekannt gab. Am gestrigen Samstag hatte er noch den vom Integrationshaus, als dessen Gründer er fungiert hatte, veranstalteten Flüchtlingsball im Wiener Rathaus eröffnet.

>> Den ausführlichen „Presse"-Nachruf finden Sie hier: „Willi Resetarits ist gestorben: Kopf und Herz der Wiener Weltmusik"

Nach dem Unfalltod kamen zahlreiche Trauerbekundungen aus der Politik. "Wir trauern heute um eine musikalische Legende, einen Ausnahmekünstler und nicht zuletzt einfach um einen sehr feinen Menschen", so Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) in einer ersten Reaktion. "Noch gestern habe ich das Wiener Lied gefeiert und im Rathaus hat der Flüchtlingsball mit ihm stattgefunden", so Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) auf Twitter. "Seine beeindruckende Texte in Wiener Mundart sind ein nachhaltiges Zeugnis gesellschaftspolitischer Entwicklungen, oft sozialkritisch, aber nie ohne dabei auf den Humor zu vergessen."

Trauer um „Ostbahn-Kurti“ 

Erschüttert zeigte sich auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) auf Twitter: "Er hat mich durch meine Jugend begleitet & ich habe viele Konzerte besucht. Mit seinen Liedern hat er Generationen begeistert. Sein Gespür für die Sorgen der Menschen, die er darin verarbeitet hat, wird unvergessen bleiben." "Er war ein so großartiger, vielseitiger Musiker und hat unser Leben in den schönen und in den schwierigen Zeiten mit dem richtigen Sound und einem großen Stück Weisheit begleitet", zeigte sich auch Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) betroffen. "Und er hatte ein großes Herz. Viele Jahre lang hat er sich aufrichtig und umtriebig engagiert und sich um Menschen gekümmert, die es nicht so gut haben." Auch die Grüne trauerten "um den Ausnahmekünstler Willi Resetarits".

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner schrieb auf Twitter: "Ostbahn Kurti ist von uns gegangen. Ein großer Künstler, ein großer Mensch. Seine Musik wird bleiben, sein Einsatz für soziale Gerechtigkeit wird bleiben. Ein trauriger Tag."

Bestürzt über das plötzliche Ableben von Willi Resetarits zeigte sich auch SOS Mitmensch: "Unser großer Dank gilt seiner beeindruckenden Schaffenskraft und seinem jahrzehntelangen unermüdlichen Einsatz für Menschenrechte und gegen Rassismus. Er wird uns fehlen und er wird Österreich fehlen", so die Menschenrechtsorganisation.

Ein Bruce Springsteen aus Favoriten

Resetarits wurde am 21. Dezember 1948 als Sohn burgenlandkroatischer Eltern in Stinatz geboren und wuchs wie seine gleichfalls bekannten Brüder Lukas und Peter kroatisch sprechend auf. Im Alter von drei Jahren kam er nach Wien, nach der Matura studierte er Anglistik und Sport auf Lehramt, gab das Lehrerziel aber bald zugunsten seiner Politrock-Gruppe "Schmetterlinge" auf und machte bereits damals - etwa bei der Arena-Besetzung 1976 - mit gesellschaftspolitischem Engagement auf sich aufmerksam. Mitte der 80er wurde schließlich gemeinsam mit dem Autor und Komponisten Günter "Trainer" Brödl Resetarits' erfolgreichstes Alter-Ego geboren: Der Ostbahn-Kurti, der bald den Beinamen "Bruce Springsteen aus Favoriten" - neben vielen anderen - erhielt.

Willi Resetarits bei einem Konzert im Jahr 2019.
Willi Resetarits bei einem Konzert im Jahr 2019.APA/Herbert Pfarrhofer

Mitte der 80er wurde schließlich gemeinsam mit dem Autor und Komponisten Günter "Trainer" Brödl Resetarits' erfolgreichstes Alter-Ego geboren: Der Ostbahn-Kurti, der bald den Beinamen "Bruce Springsteen aus Favoriten" - neben vielen anderen - erhielt. Mit seiner "Chefpartie" lockte er vor allem mit Coverversionen tausende Fans zu seinen Konzerten, mit der "Kombo" - ab 1994 - kamen immer mehr Eigenkompositionen dazu.

Musik und gesellschaftspolitisches Engagement


Die musikalische Breite des Willi Resetarits ist post Kurtl jedenfalls noch einmal aufgegangen: Neben Projekten wie dem "Stubnblues" und Kooperationen mit den Persönlichkeiten des erweiterten Wienerlied-Spektrums - allen voran mit Ernst Molden - widmete er sich dem Zusammenspiel mit Musikern aus anderen Kulturen.

Sein Engagement für Interkulturellen Dialog, unter anderem als Mitbegründer von "Asyl in Not", "SOS Mitmensch" und als Obmann des Vereins "Projekt Integrationshaus" brachte ihm Auszeichnungen wie den "Bruno-Kreisky-Preis für Menschenrechte", den "Josef-Felder-Preis für Gemeinwohl und Zivilcourage" und den "Fritz-Greinecker-Preis für Zivilcourage". 2013 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst und wurde in der Kategorie "Kulturerbe" zum "Österreicher des Jahres" gekürt. 2017 erhielt er den Amadeus Austrian Music Award für das Lebenswerk.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Willi Resetarits 2017.
Reaktionen

Trauer um Willi Resetarits: Treppensturz als Todesursache

Der Schreck über den plötzlichen Tod von Willi Resetarits ist noch nicht abgeklungen. Seine Familie will nun mit der Bekanntgabe der Todesursache Spekulationen ausschließen.
Subtext

Nein, das Espresso Rosi liegt nicht an der Ostbahn

Der Tod von Willi Resetarits erinnert uns auch an Sehnsuchtsorte: solche, die es noch gibt, und solche, die es nie gegeben hat.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.