Eine zerstörte Brücke in Sviatohirsk.
Reportage

Strategie der verbrannten Erde: Erst wenn alles zerstört ist, rücken die Truppen vor

In Sviatohirsk an der Frontlinie im Donbass schießen die russischen Streitkräfte den Weg für ihre Bodentruppen gnadenlos mit Raketen und Artillerie frei. Der kleine Ort ist wie ausgestorben. „Innerhalb dieser Woche rückten die Russen fünf Kilometer vor“, erzählt ein Kommandant.

Sviatohirsk. Wenige Kilometer vor Sviatohirsk ist plötzlich das Internet und der Mobilfunkempfang weg. Rauchschwaden steigen aus den Pinienwäldern hoch, die sich tiefgrün bis zum Horizont hinziehen und so typisch für diese Region sind. „Ukrainische Schweiz“ nennt man dieses Erholungsgebiet im Norden des Donbass. Anziehungspunkt ist auch ein Kloster aus dem 17. Jahrhundert, das mit seinen Golddächern malerisch auf weißen Felsen am Ufer des Siwerskij-Donez-Flusses steht. Viele Ukrainer kommen normalerweise hierher, um Urlaub zu machen. Heute jedoch herrscht Krieg in Sviatohirsk. Seit drei Wochen attackiert die russische Armee die Kleinstadt, die gerade einmal 4000 Einwohner zählt. „Sie wollen an die Frontlinie?“, fragt der ukrainische Kommandeur Vladimir verärgert und fuchtelt wie wild mit seinem Funkgerät herum. „Sviatohirsk ist die Frontlinie. Jeden Tag schlagen Raketen und Mörser ein. Sehen Sie sich doch nur um!“ Militärs übertreiben gerne. Aber man erkennt sehr schnell, dass die Lage tatsächlich ernst ist.

Widerstand im Abenteuerpark

Der kleine Ort ist wie ausgestorben. In den wenigen Fahrzeugen, die unterwegs sind, sitzen ausschließlich Soldaten. Sie rasen mit Höchstgeschwindigkeit über die Straßen, um einem Beschuss zu entgehen. Ihre Wagen parken sie im Schutz von Hauswänden und unter Bäumen. „Innerhalb dieser Woche rückten die Russen fünf Kilometer vor“, erklärt Kommandant Vladimir, etwas außerhalb des Stadtzentrums vor dem Vergnügungspark Strekoza mitten im Wald. Man merkt am Zögern des Offiziers, wie ungern er das zugibt. „Sie kommen nur voran, weil sie alle Dörfer bis auf die Grundmauern niederbomben“, sagt der dickliche, vollbärtige Mann in Uniform.

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