Ukraine-Krieg

Waffen für die Ukraine? Die Brief-Debatte der Kulturwelt

Die Presse/Fabry
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Ein offener Brief gegen Waffenlieferungen, einer dafür: Eva Menasse, Daniel Kehlmann und weitere Intellektuelle reagieren nun auf Alice Schwarzers Pazifismus-Appell.

Soll Deutschland Waffen an die Ukraine liefern? In dieser komplexen Debatte, in der pazifistische Überzeugungen auf die Forderung nach entschlossener militärischer Hilfe treffen, haben sich einige Kulturschaffende, darunter auch einige Österreicher, klar positioniert: Nach einem offenen Brief in der Zeitschrift „Emma“, in dem eine Gruppe um Alice Schwarzer den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz aufforderte, der Ukraine nicht „weitere schwere Waffen“ zu liefern, konterten einige Intellektuelle in der „Zeit“ mit einem Gegenbrief an Scholz – und plädieren für Waffenlieferungen.

„Die Sache der Ukraine ist auch unsere Sache!“, betiteln sie ihren Appell. Unter den Unterzeichnern sind die österreichische Schriftstellerin Eva Menasse, ihr deutsch-österreichischer Kollege Daniel Kehlmann, die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller, der österreichische Migrationsforscher Gerald Knaus, der Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner und der Journalist Deniz Yücel. „Es liegt im Interesse Deutschlands, einen Erfolg des russischen Angriffskriegs zu verhindern. Wer die europäische Friedensordnung angreift, das Völkerrecht mit Füßen tritt und massive Kriegsverbrechen begeht, darf nicht als Sieger vom Feld gehen“, schreiben sie.

Ukraine-Krieg sei ein „Prüfstein“

Russlands Angriff auf die Ukraine sei „zugleich ein Angriff auf die europäische Sicherheit", heißt es weiter. „Wenn Putins bewaffneter Revisionismus in der Ukraine Erfolg hat, wächst die Gefahr, dass der nächste Krieg auf dem Territorium der Nato stattfindet.“ Die Verteidigung der Ukraine dürfe Deutschland nicht egal sein: „Sie ist auch ein Prüfstein, wie ernst es uns mit dem deutschen ,Nie wieder‘ ist.“ Daher solle Deutschland kontinuierlich Waffen und Munition liefern, „um die militärischen Kräfteverhältnisse zugunsten der Ukraine zu wenden“. Zwischen „defensiven“ und „offensiven“ Waffen gebe es keinen Unterschied, solange sie der Selbstverteidigung dienen. Überdies fordern die Unterzeichner ein Embargo auf russische Energieexporte und eine verbindliche EU-Beitrittsperspektive für die Ukraine.

Den Aufruf in der „Emma“ hatten zuvor u. a. Lars Eidinger, Reinhard Mey, Gerhard Polt, Robert Seethaler, Juli Zeh und Peter Weibel unterschrieben. Letzterer erklärte im „Standard“, er habe den Brief mit Alice Schwarzer gemeinsam initiiert. Sie warnten vor einem dritten Weltkrieg, einer „weltweiten Rüstungsspirale“ und forderten Maßnahmen für einen „Kompromiss, den beide Seiten akzeptieren können“. Der Brief fand bis Mittwoch über 200.000 Online-Unterstützer, aber auch laute Kritik.

>> Zur Petition für weitere Waffenlieferungen an die Ukraine (von Daniel Kehlmann, Eva Menasse, etc.)

>> Zur Petition gegen weitere Waffenlieferungen an die Ukraine (von Alice Schwarzer, Peter Weibel, etc.)

(kanu)

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