Quartalszahlen

Krise? Autobauer mit Rekordgewinnen

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Stellantis, VW, BMW – viele Autohersteller melden trotz der Krise Rekordgewinne.

Schaut man sich die aktuellen Quartalszahlen der verschiedenen Autohersteller an, dann konnte der Industrie gar nichts Besseres passieren als eine Chipkrise. Es mag zwar aktuell nicht genug Neuwagen geben, um die Nachfrage zu stillen – aus diesem Grund gehen auch die Gebrauchtwagenpreise massiv nach oben. Aber an den Autos, die die Hersteller ausliefern, verdienen sie ausgesprochen gut.

Die Gründe sind einfach erklärt: Die Hersteller verbauen die verfügbaren Chips vor allem in den teureren Autos, an denen sie mehr verdienen. Die Lieferzeiten für neue Kleinwagen gehen teilweise weit ins Jahr 2023 hinein. Zudem müssen die Autobauer wegen der großen Nachfrage keine Rabatte gewähren. In den USA schlagen manche Händler auf besonders begehrte Modelle sogar ein paar Tausend Dollar auf den empfohlenen Verkaufspreis auf.

Die Folge sieht man im ersten Quartal 2022 deutlich: Viele Autohersteller melden Rekordgewinne. Stellantis beispielsweise, die aus dem Zusammenschluss von FCA und PSA entstanden sind und Marken wie Peugeot, Fiat, Chrysler und Jeep im Portfolio haben. Der Konzern meldete am Donnerstag einen Umsatz von 41,5 Milliarden Euro. Das sind um zwölf Prozent mehr als noch im ersten Quartal 2021.

Gefragte Premiumautos

Dabei hatte Stellantis insgesamt 1,37 Mio. Fahrzeuge ausgeliefert – und damit wegen Problemen in der Belieferung mit Elektronikchips um zwölf Prozent weniger als vor einem Jahr. Das Umsatzplus sei höheren Preisen und einem günstigen Absatzmix hin zu lukrativeren Autos zu verdanken, aber auch Wechselkurseffekten, hieß es vom Unternehmen.
Auch bei BMW konnte man sich über den Verlauf der ersten drei Monate des Jahres freuen. Die Vollkonsolidierung des China-Geschäfts hat beim Münchner Autobauer zu einem deutlichen Umsatz- und Gewinnwachstum im ersten Quartal geführt. BMW hatte im Februar grünes Licht für die Übernahme der Mehrheit am chinesischen Gemeinschaftsunternehmen BBA erhalten. Dadurch kommt es zu einem Buchgewinn in Milliardenhöhe.

Hinzu kam die weiterhin hohe Nachfrage nach Premiumfahrzeugen, welche die Preise für Neu- und Gebrauchtwagen nach oben treibt. „Die Stärke und die Resilienz der BMW Group zeigen sich gerade in einem herausfordernden Umfeld“, sagte BMW-Chef Oliver Zipse.

Der Umsatz von BMW stieg im ersten Quartal um 16,3 Prozent auf 31,1 Milliarden Euro, der Betriebsgewinn legte um 12,1 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro zu. Der Konzernüberschuss schnellte sogar auf 10,2 Milliarden Euro nach oben und lag damit mehr als dreimal so hoch wie vor Jahresfrist. Die Gewinnmarge im Autogeschäft lag bei 8,9 Prozent, ohne die Effekte der chinesischen BBA-Vollkonsolidierung seien es sogar 13,2 Prozent gewesen, sagte Finanzvorstand Nicolas Peter.

Ein weiterer großer deutscher Premiumhersteller, Audi, profitierte ebenfalls. Die VW-Tochter erwirtschaftete im ersten Quartal einen Betriebsgewinn von 3,47 Mrd. Euro, mehr als doppelt so viel wie vor Jahresfrist, wie der Hersteller mit Sitz im deutschen Ingolstadt am Donnerstag mitteilte. Die Ergebnisentwicklung spiegle die gute Markenpositionierung und die fortgesetzte Fixkostendisziplin wider.

Auch bei einer anderen VW-Tochter, beim Sportwagenbauer Porsche, ist der Gewinn gestiegen. Zwar verkaufte man von Jänner bis März 2022 um fünf Prozent weniger Autos als von Jänner bis März 2021. Dennoch konnte der Hersteller seinen Umsatz in den ersten drei Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund vier Prozent auf 8,04 Milliarden Euro erhöhen. Wie das Unternehmen berichtete, betrug der operative Gewinn 1,47 Milliarden Euro nach 1,26 Milliarden Euro im gleichen Zeitraum im Jahr 2021. Die Umsatzrendite stieg um zwei Punkte auf nun beachtliche 18,2 Prozent.

Der Mutterkonzern Volkswagen vermeldete schon am Mittwoch ein um Sondereinflüsse aus der Dieselaffäre bereinigtes Betriebsergebnis von 8,5 Milliarden Euro. Davon kommen 3,5 Milliarden Euro aus Papieren, mit denen sich VW gegen anziehende Rohmaterialpreise absichert. Im Vorjahreszeitraum war der Gewinn im Tagesgeschäft leicht geringer ausgefallen (4,8 Mrd. Euro), wenn man diesen Bucheffekt einbezieht.

Diesel verliert weiter

Bei einem Blick auf die Zulassungsstatistik zeigt sich, dass der Trend gegen den Diesel anhält. Die Zahl der neu zugelassenen Dieselautos in der Europäischen Union ist im ersten Quartal 2022 deutlich eingebrochen. Mit rund 378.000 Exemplaren lag der Wert gegenüber dem Vorjahreszeitraum um ein Drittel niedriger, wie der europäische Branchenverband Acea am Donnerstag in Brüssel mitteilte. In Österreich wurden im Jahresabstand um 27,2 Prozent weniger Dieselautos zugelassen.

Die Entwicklung spiegelte sich auch in den vier großen Automärkten Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland mit Rückgängen im zweistelligen Prozentbereich wider. Verglichen mit den anderen Antriebsarten macht der Diesel damit nur noch knapp 17 Prozent aller neu zugelassenen Autos in der EU aus, während auch der Anteil der klassischen Verbrenner um fast fünf Prozentpunkte auf 36 Prozent zurückging.

(red./ag.)

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