Zwischentöne

Wienerische Musikkultur nimmt manchmal einen Umweg

Was Clemens Krauss in den Fünfzigerjahren vor allem mit den Wiener Philharmonikern im Plattenstudio produziert hat, liegt nun auf CD vor.

Sämtliche Aufnahmen mit dem Dirigenten Clemens Krauss hat Decca in einer Box mit 18 CDs veröffentlicht, allerdings nicht in Österreich, sondern in Australien. Das erinnert ein wenig daran, wie man im Dialog mit englischsprachigen Menschen Austria und Australia auseinanderhält. Da kann man sich schon musikalisch weiterhelfen, indem man den einleuchtenden Unterschied zwischen Mozart und einem Känguru in die Waagschale wirft. Beides bekannte Größen, die einen sofortigen Aha-Effekt garantieren.

Nun wissen wir: Auch Clemens Krauss ist im Känguru-Land ein Begriff, während Politiker versuchen, den Gründer des Neujahrskonzerts – noch ein Kandidat für rasche Entscheidungshilfen zwischen Wien und Sydney – als notorischen Parteigänger der Nationalsozialisten zu denunzieren, um uns gleich auch das populäre Walzer-Konzert madig zu machen.
Nach einigen Wochen ist nun die CD-Box doch auch in den hiesigen Schallplatten-Läden gelandet. Manchmal muss man die Güter der eigenen Kultur halt reimportieren, wie es scheint.

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