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Virtual Reality bei der Vermittlung von Immobilien

(c) Getty Images (Georgijevic)
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Digitale Tools wurden in der Immobilienbranche lange Zeit ignoriert, mittlerweile sind sie ein Muss.

Die Immobilienbranche hat den Paradigmenwechsel in Sachen Digitalisierung vollzogen: Wurden deren Möglichkeiten im Bereich der Vermarktung vor zehn Jahren noch vorwiegend ignoriert, kommt heutzutage kaum eine Marketingabteilung oder ein Maklerbüro mehr ohne Visualisierungen der angebotenen Wohnungen und Häuser oder ohne virtuelle Rundgänge aus. „Eine optimale digitale Aufbereitung der Immobilie ist für die Kunden ein Zeugnis der Qualität der angebotenen Dienstleistung“, meint Michael Pisecky, Geschäftsführer von S Real. Die virtuelle Präsentation sei die Visitenkarte eines Unternehmens.

Enorme Zeitersparnis

S Real macht es wie inzwischen zahlreiche Immobilienvermittler: Objekte werden potenziellen Interessenten nicht nur mit Zahlen und ein paar netten Fotos schmackhaft gemacht, sondern auch mit allem, was die digitalen Möglichkeiten nach dem letzten Stand der technologischen Entwicklung hergeben. Zum Standardrepertoire gehört etwa die Einbindung von 360-Grad-Kameras, die vom Wohnzimmer aus mit ein paar Mausklicks gesteuert werden können und einen virtuellen Rundgang durch die Immobilie erlauben. Leere Räume lassen sich überdies auf dem Bildschirm durch Animationen mit Mobiliar bestücken und vermitteln damit einen Eindruck, wie das künftige Zuhause aussehen könnte. Grundrisspläne sind nicht nur ein Gewirr von Linien, sondern die Basis für eine dreidimensionale Visualisierung, die den Kunden ein anschauliches Bild von Größe und Anordnung der Räume vermittelt.

„Für den Kunden bedeutet das eine enorme Zeitersparnis in der Phase der Vorselektion, da er sich keine Termine für Besichtigungen vor Ort freihalten muss“, sagt Pisecky. „Auch kann er virtuell so lang bleiben, wie er will.“ Je nach Anbieter kann der Makler zugeschaltet werden, falls es Fragen gibt, er muss aber nicht zwingend dabei sein. Vor allem aber bedeute eine umfassende digitale Präsentation mehr Sicherheit sowohl für den Makler als auch für den Kunden. „In der derzeitigen Marktsituation herrscht ein G'riss um jede Immobilie. Häuser und Wohnungen verkaufen kann jeder“, sagt Pisecky. „Aber es geht ja auch darum, so zu verkaufen, dass es danach keine Streitigkeiten und Forderungen gibt.“ Die Erwartungen der Kunden sind mittlerweile hoch. Das stellt die Branche vor Herausforderungen: „Die Objekte müssen perfekt aufbereitet sein“, sagt Pisecky. Eine bloß durchschnittliche Präsentation fällt bereits unangenehm auf.

Die dahinterstehende Technik wird üblicherweise von externen IT-Dienstleistern entwickelt. Das Innsbrucker Start-up Miviso etwa hat sich auf Virtual-Reality-Anwendungen und Visualisierungen im Immobilienbereich spezialisiert. „Diese Nische hat in den vergangenen acht Jahren Fahrt aufgenommen“, beobachtet Geschäftsführer Michael Danklmaier. „Heute gibt es sehr viele sehr gute Agenturen, die internationale Konkurrenz ist groß.“ Miviso arbeitet vorwiegend mit Bauträgern zusammen, die ihre Objekte möglichst rasch – oft sogar noch vor Baustart – an den Käufer bringen wollen. Visualisierungen, die in der Regel binnen weniger Tage erstellt sind, sollen dabei helfen. Noch bevor die erste Mauer steht, kann man damit sehen, wie die eigenen vier Wände aussehen werden, wenn Sofa, Bett und Tisch das künftige Heim später einmal gemütlich machen. „Das ist für den Interessenten ein Erlebnis und erleichtert die Kaufentscheidung“, sagt Danklmaier.

Bessere Abstimmung

Gordon Grusdat von Meissl Architects in Seefeld bindet die Kunden seines Büros über eine eigene Virtual-Reality-App schon in die Planung von Gebäuden ein. Wenn das Haus auf dem Grundrisspapier besteht, kann man es mithilfe einer speziellen Brille bereits virtuell begehen: „Der Einsatz solcher Tools schon ab dem Vorentwurf erleichtert die Abstimmung zwischen dem Bauherrn und dem Architekten, ist ein hervorragendes Marketing- und Kommunikationsinstrument und verhindert, dass der Bauherr eines Tages auf der Baustelle steht und feststellen muss, dass beispielsweise eine Wand falsch eingezogen ist.“ Das trage letztlich dazu bei, Zeit, Geld und Ärger zu sparen.

Transparenz ist ein weiterer Vorteil, den die Digitalisierung mit sich bringe, sagt Pisecky von S Real und verweist auf das „digitale Bieterverfahren“, das sowohl den Kaufinteressenten als auch dem Verkäufer ein genaues Nachverfolgen der abgegebenen Anbote erlaube. So helfen digitale Vermarktungssysteme, für die Verkäufer zufriedenstellende Preise zu erzielen und dem Käufer genug Zeit für seine Entscheidung zu geben, zieht der Experte Bilanz.

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