Clods Familie gebietet in einer unwirtlichen Villa über Londons Abfälle. Der erste Teil einer Trilogie im viktorianischen Setting, kunstvoll und atmosphärisch erzählt.
Ist dies ein Cover, das Kinder anspricht? Ein Herrenhaus, das erhaben über einem Meer aus Abfall thront. Daneben ein junger Mann, mit seinem traurigen Blick, der hohen Stirn, den Augenringen kaum als Jugendlicher zu erkennen. Man könnte meinen, dass er eine Taschenuhr in der Hand hält, doch es ist ein Badewannenstöpsel. Das alles in Schwarz-Weiß, nur Spuren von Blau. Die Botschaft eines Covers ist selten so stark: Ich bin jedenfalls unkonventionell - und wohl auch irritierend.
Die Geschichte rund um Clod entspricht dem. Er ist als Iremonger Teil einer recht gemeinen Familie mit einer skurrilen Besonderheit: Jeder hat ein "Geburtsobjekt", das er nicht verlieren darf. Clod ist allerdings der einzige, der die Gegenstände sprechen hört. Und generell ein Außenseiter in der weit verzweigten Familie. Deren Sitz, das Heap House, ist aus Teilen anderer Villen zusammengesetzt und wird von Geheimnissen zusammengehalten. Durch ein Dienstmädchen, das neu ins Haus gekommen ist, beginnen sie sich zu enträtseln. Der Autor Edward Carey orientierte sich an Charles Dickens, sein großartig erzähltes, sehr atmosphärisches dunkles Märchen ist freilich viel sonderbarer. Carey ist auch bildender Künstler, zu Beginn jeden Kapitels findet man beeindruckende, auch beklemmende Illustrationen. Die Trilogie erschien ab 2014 auf Englisch, der zweite Band soll im Herbst auf Deutsch herauskommen.
Edward Carey: Die dunklen Geheimnisse von Heap House, Die Iremonger-Trilogie, Band 1. Aus dem Englischen von Herbert und Ulli Günther. Knesebeck Verlag. 352 Seiten, 18,50 Euro. Alter: Ab zwölf Jahren.
