Interview

Epidemiologin: "Das Vertrauen in der Gesellschaft ist erodiert"

Die Aufhebung der Isolationspflicht für positiv Getestete mit milden oder keinen Symptomen setze Vertrauen und Solidarität voraus, beides habe in den vergangenen Jahren gelitten, sagt Gecko-Mitglied Eva Schernhammer.
Die Aufhebung der Isolationspflicht für positiv Getestete mit milden oder keinen Symptomen setze Vertrauen und Solidarität voraus, beides habe in den vergangenen Jahren gelitten, sagt Gecko-Mitglied Eva Schernhammer.(c) Alex Halada / picturedesk.com
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Epidemiologin Eva Schernhammer von der Med-Uni Wien hält die geplante Aufhebung der Isolationspflicht für positiv Getestete für keine gute Idee. Ein solcher Schritt käme zu früh und sei zu riskant. Wie sich die Pandemie in den kommenden Monaten entwickelt, sei nicht vorhersehbar.

„Gerade im Gesundheitsbereich kann nicht zugelassen werden, dass potenziell infektiöse Personen Kontakt zu Patienten haben, die zumeist zu vulnerablen Personengruppen gehören – Maskenpflicht hin oder her“, sagt Eva Schernhammer, Leiterin des Zentrums für Public Health und der Abteilung für Epidemiologie an der Med-Uni Wien, Mitglied der Krisenkoordination Gecko sowie der Impfpflichtkommission. „Ja, wir brauchen ausreichend Personal. Aber von diesem Personal darf keine Gefahr ausgehen – nicht nur in Spitälern und Pflegeeinrichtungen, auch in anderen Bereichen der kritischen Infrastruktur haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Recht auf einen sicheren Arbeitsplatz.“

Derzeit seien einfach zu viele Fragen offen. Fragen wie: Wie entwickelt sich das Virus weiter und ändert das etwas an der Wichtigkeit, Infektionsketten zu unterbrechen? Was ist mit jenen, die die Maske nicht ordentlich tragen oder nur auf inkonsistente oder inkonsequente Weise? Oder die sie nicht alle acht Stunden wechseln bzw. immer dann, wenn sie feucht wird? „In einem Großraumbüro beispielsweise kann niemand durchgehend eine Maske tragen, das ist unrealistisch und auch nicht kontrollierbar."

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