Die Schweizer Ärzte des schwer verunglückten "Wetten dass …?"-Kandidaten rechnen mit einer dauerhaften Behinderung. Sie sprechen von einer Lähmung aller vier Gliedmaßen.
Samuel Koch, der schwer verunglückte Kandidat aus der Fernsehshow "Wetten dass ...?" wird dauerhaft behindert bleiben. Das sagten die Ärzte der Schweizer Rehaklinik Nottwil in Luzern, die den 23-Jährigen behandeln. "Er wird nie mehr normal laufen", sagte der Chefarzt Michael Baumberger am Montag bei einer Pressekonferenz. Er schloss aber nicht grundsätzlich aus, dass Koch seine Beine wieder in irgendeiner Form wird benutzen können.
"Ein normales Leben, wie das eines Menschen ohne Verletzung, wird er nicht mehr haben", sagte Baumberger. Derzeit sei die Verfassung des 23-Jährigen stabil. Doch erst die nächsten Wochen könnten zeigen, wie eine Genesung aussehen könnte, sagte der Arzt.
Konnte zuerst nicht atmen
Laut Baumberger sind bei Koch derzeit Arme, Beine und das vegetative Nervensystem von Lähmungen betroffen. Er sprach von einer Querschnittslähmung (Tetraplegie) von allen vier Gliedmaßen und des vegetativen Nervensystems. Koch könne selbstständig atmen, das war direkt nach dem Unfall nicht so, sagte der Arzt. Der 23-Jährige liege auf der Intensivstation.
Koch habe zwei Verletzungen an der Wirbelsäule, dort wurde er bereits operiert. In wieweit sich diese womöglich noch während der Rehabilitation bessern wird, lasse sich noch nicht sagen.
Keine Prognose möglich
Er müsse alles wieder erlernen, sagte Beat Villinger, Direktor der Spezialklinik. Durch die derzeitige Lähmung des vegetativen Nervensystems, das Organe wie Herz, Magen, Darm kontrolliere, müsse Koch wieder alles neu trainieren. "Der Patient muss wieder lernen, wie er mit seinem Körper umgeht", beschrieb der Arzt die derzeitigen Aufgaben. Die betroffenen Nerven und Gefäße könnten sich aber auch verändern. Ein Mensch, der wie Koch sportlich durchtrainiert sei, habe dafür vermutlich mehr Möglichkeiten und Reserven als untrainierte Menschen.
Der Patient befinde sich noch in der Frühphase seiner Querschnittlähmung, die sich jederzeit verändern könne, sagte Baumberger. "Samuel ist bei Bewusstsein, kann alle Fragen beantworten und bestimmt auch, was wir den Medien sagen dürfen", sagte der Arzt. Das Krankenhaus will jeden Tag über den Zustand des Verunglückten informieren. Allerdings wolle Koch nicht, dass aktuelle Bilder gezeigt würden. Auch wolle der Patient unbedingt wissen, wie seine Zukunft aussehe. "Aber derzeit ist keine definitive Prognose möglich", sagte Baumberger.
"Unendlich traurig"
Der Wettkandidat war am Samstagmorgen in ein Rehazentrum in die Schweiz verlegt worden - weil er aus dem nahe gelegenen Südbaden in Deutschland komme und weil die Düsseldorfer Ärzte das Institut empfohlen hätten, sagte Geschäftsführer Villiger.
Am Sonntagabend hatte das ZDF ein Interview von "Wetten, dass ...?"-Moderator Thomas Gottschalk mit Samuel Kochs Vater ausgestrahlt: Sein Sohn sei "unendlich traurig", die Familie habe aber Hoffnung, sagte dieser.
Der Unfall
Samuel Koch, Student an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover und Hobby-Kunstturner, war bei "Wetten, dass ...?" am Samstag vergangener Woche in der Düsseldorfer Messehalle schwer verunglückt.
Er hatte gewettet, mit Hilfe von Federbeinen, die er sich unter die Füße schnallte, über fünf fahrende Autos zu springen. Bei zwei Autos klappte der Versuch. Danach streifte er ein Auto, geriet ins Trudeln und prallte mit voller Wucht auf den Boden, wo er regungslos liegen blieb.
Nach einer Notoperation lag der 23-Jährige zwei Tage in einem künstlichen Koma. In der Nacht auf Dienstag wurde er erneut am Rückenmark operiert.
Das ZDF brach die Live-Übertragung aus Düsseldorf ab.
(APA/Red.)
