In Russland ist der Krieg gegen die Ukraine, der dort „Spezialoperation“ zu nennen ist, seltsam abwesend. Die Menschen verdrängen, sind gleichgültig, leben in Angst.
Rotorblätter zerschlagen die Luft, in der Ferne erscheint ein Hubschrauber. Ein anderer folgt ihm, noch einer und noch einer. Die Helikopter in Tarnfarben der russischen Armee fliegen tief über das Wasser des Meschtscherski-Sees im Südwesten Moskaus. Der Krach der Militärtechnik lässt die Menschen am Sandstrand kurz verstummen. „Ach, das sind die Unsrigen“, sagt eine Frau im türkisfarbenen Badeanzug zu ihrem Enkel fast nebenbei. „Die Unsrigen beschützen uns.“ Sie reicht dem Buben ein Stück Brathuhn, die Sonne scheint prall auf ihre Köpfe. Kinder planschen im See, Jugendliche schlecken ihr Eis, Männer wie Frauen spielen Beachvolleyball.
Es ist Sommer, wie er immer ist in Moskau. Heiß, stickig, mit lauem Wind. Die Armee-Helikopter sind nur eine kurze Störung, kaum der Rede wert. Knapp 50 Kilometer westlicher zeigt das Verteidigungsministerium an diesem Tag in einer Ausstellung, was die russischen Streitkräfte zu bieten hätten. Weitere zehn Kilometer südlich lässt es wenige Tage danach Soldaten bei einem „Panzer-Biathlon“ auflaufen. Sie kämpfen gegen Mannschaften aus Simbabwe, Mali und dem Sudan, aus Tadschikistan, Abchasien und Südossetien.