Black Monday

Wie viel Schmerz braucht es, um die Inflation zu bekämpfen?

Eine ungeschickte Geldpolitik begünstigt Schwankungen, statt zu sie mildern. Anlegern bleibt nur, langfristig zu denken.

Mit seiner Rede beim Notenbanker-Treffen in Jackson Hole hat es US-Notenbankchef Jerome Powell geschafft, die zaghafte Erholung, die an den Aktienmärkten seit Mitte Juni im Gang war, zunichte zu machen. Die Aktienkurse stürzten ab, Bitcoin fiel zeitweise wieder unter die Marke von 20.000 Dollar, und die Rendite zweijähriger US-Anleihen näherte sich einem 15-Jahres-Hoch. Sie liegt schon seit einiger Zeit über jener der zehnjährigen, was als ziemlich treffsicheres Vorzeichen für eine Rezession gilt.


Doch was hat Powell so Schreckliches gesagt, das nahezu alle Indizes erröten ließ? Der Notenbanker hat „Schmerzen“ für Haushalte und Unternehmen angekündigt. Das werde die US-Notenbank Fed in Kauf nehmen, um die ausufernde Inflation zu bekämpfen, auch wenn sie dafür die Zinsen noch stärker anheben – und auf einem hohen Niveau belassen – muss. Hoffnungen, dass die zuletzt leicht auf 8,5 Prozent gesunkene Inflationsrate eine noch straffere Geldpolitik unnötig machen würde, hat Powell damit eine Absage erteilt. In den USA liegen die Leitzinsen übrigens bereits in der Spanne von 2,25 bis 2,5 Prozent, in der Eurozone – bei ähnlich hoher Teuerung – erst bei 0,5 Prozent.

Nun ist es zweifellos die Aufgabe der Notenbanken, für Preisstabilität zu sorgen, im Fall der Europäischen Zentralbank (EZB) ist es sogar das Hauptmandat, während die Fed auch auf den Arbeitsmarkt achten muss.
Lange Zeit hatten die Notenbanken allerdings Warnungen, dass sie durch ihre lockere Geldpolitik die Inflation anheizen könnten, in den Wind geschlagen. Deflation wäre viel schlimmer, hieß es zunächst. Der Preisanstieg sei auf die Vermögenswerte (Aktien, Immobilien) beschränkt. Der Anstieg der Verbraucherpreise sei nur temporär, der Ukraine-Krieg sei schuld etc. Die Notenbanken haben sich verschätzt, weil lang nichts passiert war: Die Verbraucherpreise hielten sich stabil, obwohl massiv Geld gedruckt wurde. Also dachte man, das werde so bleiben. Sehr weitsichtig war das nicht.

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