Autoindustrie

Porsche-Börsegang in wenigen Wochen

Auch ein wertvoller Porsche: Der 911 Carrera RS, Baujahr 1973, mit dem legendären Heckspoiler, „Entenbürzel“ genannt.
Auch ein wertvoller Porsche: Der 911 Carrera RS, Baujahr 1973, mit dem legendären Heckspoiler, „Entenbürzel“ genannt.(c) Getty Images (Heritage Images)
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Ab Ende September soll die Sportwagenschmiede an die Börse. Ausgabepreis für die Aktie gibt es noch keinen.

Wolfsburg/Wien. Es war der erste Auftritt von Oliver Blume vor Medien, seit er am vergangenen Freitag (1. September) neuer Vorstandsvorsitzender des Volkswagen-Konzerns wurde. Und es war gleich ein ungewöhnlicher Auftritt: Blume trat nämlich in einer Doppelfunktion auf. Einerseits als neuer Konzernchef, der den Börsegang der Konzerntochter Porsche erläuterte. Andererseits als Chef ebendieser Tochter, der die guten Zukunftsaussichten für die Sportwagenschmiede anpries.

Der Autokonzern hatte Dienstag in den frühen Morgenstunden zur Videokonferenz mit Blume geladen, nachdem der Aufsichtsrat der Volkswagen AG am Vorabend den Börsegang von Porsche beschlossen hatte. Gesprochen wurde über einen Gang an die Börse schon lang, erwartet hatte ihn jeder, aber jetzt gibt es den offiziellen Beschluss.

Bis zu 85 Mrd. Euro

25 Prozent der nicht stimmberechtigten Vorzugsaktien von Porsche sollen an der Frankfurter Wertpapierbörse notiert werden. Man strebt einen Börsengang für Ende September oder Anfang Oktober an, dieser soll „vorbehaltlich der Bedingungen auf den Kapitalmärkten“ bis zum Jahresende umgesetzt werden.

Diese Bedingungen sind derzeit nicht unbedingt ideal. Darauf angesprochen meinte Blume: Porsche sei gut aufgestellt, weil das Unternehmen hohe Profitmargen habe. Auch sei derzeit viel Geld auf den Kapitalmärkten. Wenn ein Unternehmen unter den schwierigen Bedingungen Erfolg haben könne, dann sei das Porsche, so Blume weiter. „Wir denken, der Porsche-Börsengang könnte ein Eisbrecher werden für den gesamten Markt.“

Er könnte auch eine historische Dimension haben: Branchenexperten hatten bei normalen Rahmenbedingungen mit einer Bewertung Porsches von 80 Milliarden bis 100 Milliarden Euro gerechnet. Zuletzt sollen Vorbestellungen eingegangen sein, die eine Bewertung von 60 Mrd. bis 85 Mrd. Euro implizierten.

Einen möglichen Ausgabepreis für die Porsche-Aktie wollte am Dienstag noch niemand nennen. Man wirbt jedenfalls eifrig um Investoren. Porsche-Finanzchef Lutz Meschke eilte direkt von der Videokonferenz am Dienstag zum Flughafen, um in London mit „wichtigen Investoren“ zu reden.

In Vorbereitung des Börsengangs wurde das Grundkapital der Porsche AG bereits in 50 Prozent Vorzugsaktien und 50 Prozent Stammaktien unterteilt. Im Zuge des Börsengangs sollen bis zu 25 Prozent der Vorzugsaktien der Porsche AG platziert werden. Die Familien Porsche und Piëch planen, über ihre Holding Porsche SE 25 Prozent der Stammaktien von Porsche plus eine weitere Stammaktie zu erwerben. Die beiden Familien hätten damit eine Sperrminorität und könnten als VW-Großaktionär direkt beim Sportwagenbauer mitreden.

„Historischer Moment“

Blume bezeichnete den bevorstehenden Börsegang vor Journalisten als einen „historischen Moment“ für Porsche und den Beginn einer „neuen Ära“. Der geplante Börsengang sei ein wichtiger Meilenstein für eine höhere Eigenständigkeit. Das sieht auch der deutsche Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer so: Porsche werde faktisch zu einem guten Teil aus dem politischen VW-Konzern gelöst und könne nahezu unabhängig agieren.

Das einzige Verbindende ist der Vorstandschef, der hier wie da Oliver Blume heißt. Die Doppelrolle sorgt bei manchen für Bedenken, der neue VW-Konzernchef wischte sie in der Videokonferenz vom Tisch: Er werde die Rollen strikt trennen. Sollte es zu Unvereinbarkeiten kommen, dann werde er nicht mitstimmen und sich enthalten, damit der Porsche-Vorstand unabhängig entscheiden könne.

Der Betriebsrat von Porsche bewertete den bevorstehenden Börsengang in einer Aussendung am Dienstag positiv. Weil die erwarteten Einnahmen nicht zuletzt in den weiteren Umbau in Richtung Elektromobilität und Digitalisierung fließen sollen, trage der Schritt zur Zukunftsfähigkeit der Standorte bei. „Somit wäre gewährleistet, dass ein Porsche-Börsengang auch unserem Ziel einer nachhaltigen Beschäftigungssicherung dient.“

Besonders erfreut ist der Betriebsrat, der mit Chefin Daniela Cavallo im VW-Aufsichtsrat vertreten ist, wegen der vereinbarten Bonuszahlung in Höhe von 2000 Euro für jeden Beschäftigten im Haustarif. Damit würden die Mitarbeiter auch ganz unmittelbar finanziell von einem Börsengang Porsches profitieren.

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Weil die erwarteten Einnahmen in den weiteren Umbau in Richtung E-Mobilität und Digitalisierung fließen sollen, trage der Schritt zur Zukunftsfähigkeit der Standorte bei, hieß es am Dienstag seitens der Vertretung.

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